Vorwürfe gegen oö. Kinderheim - Überprüfung durch Jugendwohlfahrt

Linz (APA) - Die Jugendwohlfahrt des Landes hat am Montag eine Überprüfung der Vorwürfe gegen ein Kinderheim im oberösterreichischen Salzkam...

Linz (APA) - Die Jugendwohlfahrt des Landes hat am Montag eine Überprüfung der Vorwürfe gegen ein Kinderheim im oberösterreichischen Salzkammergut eingeleitet. Das teilte das Büro des zuständigen Landeshauptmannstellvertreters Josef Ackerl (S) auf Anfrage mit. Mit Ergebnissen sei allerdings erst im Laufe der Woche zu rechnen.

Ein 13-jähriges Mädchen, das nach einer Selbstmordandrohung derzeit in der Landesnervenklinik Wagner Jauregg behandelt wird, erklärte, sie und ihre drei in dem Kinderheim untergebrachten Geschwister seien dort misshandelt und mit fragwürdigen Methoden gemaßregelt worden sein. Unter anderem würden sie von den Betreuern „fertiggemacht“ und „unter Druck gesetzt“. Weil einer ihrer Brüder nicht schlafen konnte, habe er im Freien stehen müssen, „egal ob es regnet oder stürmt“. Zudem habe es Essensentzug als Strafe gegeben. Das Mädchen will zurück zu seiner Mutter und nicht mehr in das Kinderheim.

Die jetzt 13-Jährige sowie ein Bruder waren 2009 vom Freund der Mutter sexuell missbraucht worden. Der Mann wurde daraufhin zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, die er seither verbüßt. Die Kinder kamen nach einem seelischen Zusammenbruch ihrer Mutter in das Kinderheim. Ihr wurde die Obsorge entzogen.

Ein 14-Jähriger, der im gleichen Haus, aber nicht zur selben Zeit im Kinderheim war, gab gegenüber dem ORF an, man sei mit „stramm stehen vor dem Dienstzimmer“ bestraft worden. Zudem habe ein Betreuer Kinder aufgefordert, einen Bettnässer auszulachen. Eine Mutter erklärt, sie habe Verständnis dafür gehabt, dass ihr Kind im Heim untergebracht worden sei, doch dort sei es nicht besser, sondern schlimmer geworden. Ihr Bub sei „ein „Wrack, kaputt und aggressiv geworden. So kenne ich ihn nicht“.

Die Heimleitung weist die Vorwürfe zurück. Sie kann sich an einen Fall erinnern, wo zwei Kinder im Haus herumgelaufen, in die Zimmer von jüngeren gegangen seien und diese aufgeweckt hätten. Die beiden seien aufgefordert worden, sich einmal hinzustellen und zu überlegen, was sie da tun. Weiters sei ein Kind, das einen Harndrang verspürte, aufgefordert worden, auf die Toilette zu gehen. Als es sich weigerte, sei es auf die Konsequenz aufmerksam gemacht worden, dass andere darüber lachen könnten.

Die Jugendwohlfahrt, die sowohl durch Medienberichte als auch eine Meldung des Heimleiters auf die Vorwürfe aufmerksam wurde, will sie objektiv an Ort und Stelle überprüfen. Es sollen Hinweise gesucht werden, die sie belegen oder widerlegen. Gesucht werden entsprechende Dokumentationen. Weiters sollen Gespräche unter anderem mit den Kindern im Heim geführt werden. Dies müsse allerdings behutsam geschehen und das erfordere Zeit.