Tirols Bauern müssen neue Einnahmequellen anzapfen
Ohne Leistungsabgeltung würden die Bauern nichts mehr verdienen, deshalb benötigt es Initiativen beim Fleisch und neue Dienstleistungen.
Von Peter Nindler
Mutters –Die Rahmenbedingungen für die 16.929 land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Tirol werden nicht einfacher. Jährlich erhalten sie 138 Mio. Euro an öffentlichen Leistungsabgeltungen von EU, Bund und Land Tirol, eine Steigerung der Förderungen ist jedoch nicht zu erwarten. Vielmehr wird mit der Reform der EU-Agrarpolitik ab 2014 ein Rückgang befürchtet. Die Leistungsabgeltungen sind aber notwendig, denn wie die Statistik zeigt, sind sie beinahe ident mit dem, was den Bauern jährlich unterm Strich als Einkommen bleibt.
Der durchschnittliche Ertrag inklusive Förderungen von rund 15.582 Euro betrug 2010 59.817 Euro. Für Aufwendungen mussten die Bauern 43.443 Euro berappen. Am Jahresende blieben den Betrieben im Schnitt 16.374 Euro aus landwirtschaftlicher Tätigkeit. Da 80 Prozent Nebenerwerbsbauern sind, kommen noch rund 11.300 Euro aus unselbstständiger und selbstständiger Beschäftigung hinzu.
Um die Einnahmemöglichkeiten aus der Landwirtschaft zu steigern, will das Land Tirol in Zusammenarbeit mit Universitätsprofessor Gottfried Tappeiner Zukunftsstrategien für die Landwirtschaft erarbeiten. Am Mesner-Hof der Familie Falschlunger in Mutters wurde das Konzept gestern präsentiert. „Mir geht es um einen Innovationsschub und um neue Absatzmöglichkeiten“, betont Agrarreferent LHStv. Toni Steixner. Die jungen Bäuerinnen und Bauern seien gut ausgebildet, die Konsumenten würden Produkte aus der Region immer mehr schätzen. Im Fleischbereich, aber auch beim Fisch, bei Eiern oder Honig sieht Steixner zusätzliche Einnahmequellen. „In einem breit angelegten Diskussionsprozess wollen wir jetzt diese Strategien erarbeiten.“ Für Tappeiner ist der strategisch richtige Zeitpunkt für Innovation im Lebenszyklus eines Hofes die Zeit vor und nach der Hofübergabe.
Neben der Produktschiene forciert Steixner die Drehscheibe Bauernhof und zusätzliche Dienstleistungen. Der Mesner-Hof ist ein Paradebeispiel dafür: Er ist offen für Exkursionen von Schulen (Schule am Bauernhof) oder Kindergeburtstage.