RTR-Studie ortet bei „Qualität im Privatrundfunk“ Aufholbedarf

Wien (APA) - Aufholbedarf herrscht laut einer aktuellen Studie der RTR Rundfunk & Telekom Regulierungs-GmbH bei der „Qualität im Privatrundf...

Wien (APA) - Aufholbedarf herrscht laut einer aktuellen Studie der RTR Rundfunk & Telekom Regulierungs-GmbH bei der „Qualität im Privatrundfunk“. Auf 136 Seiten haben die Kommunikationswissenschafter Josef Trappel, Corinna Wenzel und Stefan Gadringer die heimische Privat-TV- und -Radio-Landschaft unter die Lupe genommen und sind zu dem Ergebnis gekommen: je kleiner der Veranstalter, desto weniger ist die Trennung von redaktionellen und werblichen Inhalten gegeben. Auch „unkritische, wenig kontroverse und affirmative Berichterstattung“ scheint ein Problem der kleinen Fernseh- und Radioveranstalter zu sein, so das Studienfazit.

Große Privat-TV-Sender, die in der Studie nicht namentlich genannt werden, aber zu denen wohl ATV, Puls 4 und Servus TV zählt, hätten es „aufgrund der größeren finanziellen und personellen Ressourcen offensichtlich leichter, ein qualitätsvolles (Voll-)Programm zu liefern“. Oft stehe ein größerer Konzern hinter dem jeweiligen Veranstalter, was die tägliche Arbeit erleichtere, heißt es. Auch in punkto Weiterbildung und Professionalität der Mitarbeiter haben die großen TV-Sender die Nase deutlich vor ihren kleineren Mitbewerbern. Wenig ausgeprägt seien hingegen die redaktionsinternen Mitsprache- oder Mitentscheidungsrechte. Auch für Publikumsbeschwerden stehe keine eigene Stelle zur Verfügung.

Das Hauptproblem bei kleineren und mittelgroßen Fernsehsendern orten die Studienautoren in der ökonomischen Abhängigkeit: „Hier konnte festgestellt werden, dass gekaufte Beiträge im täglichen Geschäftsbetrieb kleiner Fernsehveranstalter trotz öffentlicher Förderung für einen wesentlichen Teil ihrer Einkünfte verantwortlich sind.“ Große Sender würden hingegen nicht zuletzt aufgrund des Wettbewerbs mit dem ORF ein geschärftes Bewusstsein für rundfunkrechtliche Anforderungen und Probleme aufzeigen.

Nicht nur kleine, sondern auch mittelgroße Fernsehveranstalter seien oft nicht in der Lage, ein Vollprogramm mit regelmäßig aktuellen Nachrichten zu senden. Darunter leide häufig die flächendeckende Versorgung mit regionalen Themen. Großen Radioveranstaltern wird in der Studie attestiert, dass sie ihre finanziellen und personellen Ressourcen kaum zur Qualitätssicherung nutzen.

Die Wissenschafter empfehlen daher, künftig bei der Förderung von Privatsendern - diese soll ab 2013 immerhin 15 Millionen Euro jährlich betragen - auch Qualitätskriterien für Medieninhalte zu berücksichtigen, wie etwa eine kritische Berichterstattung und Meinungsvielfalt. Auch Weiterbildungsmaßnahmen in demokratierelevanten Berufsaspekten sollten mit besonderen Anreizen ausgestattet und das Bewusstsein für die Trennung von Redaktion und Werbung geschärft werden.

Die Studienobjekte zeigten sich bei der Präsentation am Montag zur Annahme von Kritik nur wenig bereit. Klaus Schweighofer, Vorstandsvorsitzender des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP), ließ Zweifel an der Seriosität der Studie durchblicken und warf den Autoren vor, dass es ihnen nicht nur an finanzieller Ausstattung, sondern auch an Hintergrundwissen über die Situation des Privatrundfunks gemangelt haben dürfte. RTR-Geschäftsführer Alfred Grinschgl ortete dennoch wertvolle Hinweise für den gezielteren Einsatz der Fördermittel für publizistische Inhalte und Ausbildungsmaßnahmen.