„Abfertigung Neu“: 2012 über 3% Rendite - Letztmals Alt-Übertragungen

Wien (APA) - Im System der „Abfertigung Neu“ rechnet die führende Mitarbeiterkasse VBV, bei der jeder dritte Arbeitnehmer „Kunde“ ist, für h...

Wien (APA) - Im System der „Abfertigung Neu“ rechnet die führende Mitarbeiterkasse VBV, bei der jeder dritte Arbeitnehmer „Kunde“ ist, für heuer mit mehr als 3 Prozent Rendite. Im 1. Quartal wurden bereits 2,5 Prozent Ertragsplus erzielt, wobei ein Teil der Gewinne „mitgenommen“, also abgesichert wurde, sagte VBV-Chef Heinz Behacker am Montag vor Journalisten. Bis Ende 2012 besteht zum letzten Mal die Möglichkeit zur Übertragung „alter“ Abfertigungsansprüche in das neue, seit einem Jahrzehnt geltende System, in dem rund 80 Prozent der Arbeitnehmer erfasst sind und in das die Dienstgeber laufend 1,53 Prozent der Bruttobezüge einzahlen. Über die in den Bilanzen mitgeschleppten Altansprüche kann nur gemutmaßt werden, die VBV schätzt sie auf ein „X-Faches“ der Neuansprüche von 4,5 Mrd. Euro.

Die Performance der Vorsorgekassen könne sich sehen lassen, verteidigte der VBV-Chef die Verwalter der Abfertigungsansprüche vor pauschaler Kritik rund um das Sparpaket und die wiederholten Kürzungen betrieblicher Renten von Pensionskassen. Zu Unrecht seien die Mitarbeitervorsorgekassen (MVK) ins Gerede gekommen, betonte Behacker und verwies auf die über die Jahre attraktive Wertsteigerung. Zudem entstünden Ansprüche im neuen Modell ab dem ersten Monat, und es sei jeder Beschäftigte einbezogen - bei den „alten“ Abfertigungen gingen 85 Prozent leer aus, und das vielzitierte Jahresgehalt gab es nur für jeden Hundertsten. Die neuen Ansprüche seien unverfallbar und vererbbar, könnten wie ein Rucksack mitgenommen werden und blieben auch bei Selbstkündigung erhalten. Die Bruttokapitalgarantie schütze vor Verlusten und beziehe sich auf die gesamten von Arbeitgebern eingezahlten Beträge samt den Kosten.

Mit einer Performance von im Schnitt 3,02 Prozent p.a. hat die VBV im OeKB-Vergleich seit 2003 die beste Wertentwicklung aufzuweisen, gefolgt von 2,71 Prozent p.a. bei der Valida und 2,66 Prozent im Branchen-Mittel. Kumuliert sind es somit seit Gründung des neuen Systems bei der VBV 30,74 Prozent Plus, bei der Valida 27,17 Prozent und im Sektorschnitt 26,62 Prozent. In einzelnen Jahren schwankt die Rendite aber stark, und auch das Ranking ist immer wieder unterschiedlich: 2011 etwa lag die VBV mit 0,25 Prozent im Minus, die VK-Branche im Schnitt bei +0,20 Prozent, die Pensionskassen aber im Mittel bei -2,96 Prozent. Die Ertragserwartung der VBV für 2012 von 3,16 Prozent versteht sich mit Volatilität von 2,33 Prozent als Range von 0,8 bis 5,5 Prozent. Die 5- bis 10-jährige Erwartung beträgt 3,60 Prozent, ebenfalls mit +/- 2,33 Prozent Schwankungsbreite.

Nur noch heuer gibt es rechtlich die Möglichkeit, alte Abfertigungsansprüche in eine der zehn Vorsorgekassen zu übertragen. Manchmal würden die vollen Altansprüche übertragen - etwa in Familienbetrieben -, meist aber nur ein Teil, sagte VBV-Experte Peter Eitzenberger. Bei älteren Arbeitnehmern sei es tendenziell mehr bei Jüngeren weniger, Stichwort „Fluktuationsabschlag“. Eine Orientierungsmarke für Übertragungen gebe es nicht, aber man könne wohl davon ausgehen, dass es arbeitsrechtlich Beanstandungen geben könnte, wenn weniger als 50 Prozent transferiert werden. Vor allem in Großunternehmen lägen noch hohe Altansprüche, die nicht übertragen wurden, so Behacker, während Kleinfirmen eher transferiert hätten. Die meisten Übertragungen gab es 2005 und 2004 mit 146 sowie 116 Mio. Euro, seither sank das Volumen bis auf 8 Mio. Euro im Vorjahr.

Ende 2011 haben die zehn Betrieblichen Vorsorgekassen 4,286 Mrd. Euro Vermögen verwaltet, nach 3,57 Mrd. Ende 2010 und 2,83 Mrd. Ende 2009. Die VBV als Nr. 1 hat 33 Prozent der bundesweit mehr als 2,0 Mio. Anwartschaftsberechtigten unter Vertrag, kassiert über 320 Mio. Euro an Beiträgen im Jahr und hat bereits 1,55 Mrd. Euro Veranlagungsvolumen. Gemessen an den Beiträgen wies die VBV Ende 2011 einen Marktanteil von 35 Prozent auf, gefolgt von der Valida mit 22 Prozent und der BAWAG-Allianz mit 15 Prozent. Jährlich tätigt die Branche Auszahlungen von 250 bis 300 Mio. Euro, sagte VBV-Vorstandsdirektor Martin Vörös. Selbstständige sind seit 2008 obligatorisch in die „Abfertigung Neu“ einbezogen, wählt jemand binnen 6 Monaten keine Kasse, erfolgt eine Zwangszuweisung.

In der Veranlagung hat die VBV in den letzten Jahren für mehr Sicherheit die Aktienquote auf gegenwärtig 6 Prozent heruntergefahren, nach noch 15 bis 16 Prozent im Jahr 2005, vor der Finanzkrise, so Behacker. Gesetzlich erlaubt sind bis zu 40 Prozent Aktienanteil, in der Branche seien es im Schnitt 10 bis 15 Prozent. Mehr Flexibilität wollen die Vorsorgekassen laut VBV-Chef für direkte Investments in Rohstoffe wie Gold, derzeit sei dies fast nur indirekt über Fonds möglich oder in Form von Staatsbonds rohstofforientierter Nationen wie Norwegen oder Kanada. In den „PIIGS“-Staaten ist die VBV gar nicht investiert. Insgesamt stecken 30 bis 35 Prozent der Gelder in Staatsanleihen, aber konzentriert auf europäische Kernländer; darunter finden sich auch im Ausmaß von 10 Prozent heimische Bundesdarlehen, des weiteren Staatsanleihen aus Österreich sowie auch deutsche. 47,5 Prozent steckten Ende März in Euro-Rentenfonds, 4,1 Prozent in „Alternative Investments“, nur 3,3 Prozent am Geldmarkt und 2,9 Prozent in Immobilien sowie 4,9 Prozent in Cash. Die VBV verfügt über etliche Auszeichnungen für nachhaltige Investments.