Niederländischer Premiert Mark Rutte: Liberal, gediegen, fröhlich
Amsterdam (APA/dpa) - Er hat eine randlose Brille, feine Manieren und ist ein guter Klavierspieler: Mark Rutte, der erste liberale Ministerp...
Amsterdam (APA/dpa) - Er hat eine randlose Brille, feine Manieren und ist ein guter Klavierspieler: Mark Rutte, der erste liberale Ministerpräsident der Niederlande seit 1918. Kein Mann des Volkes, aber beliebt. In seiner Kindheit träumte der heute 45-Jährige Politiker davon, eines Tages ein berühmter Pianist zu werden. Doch stattdessen machte der Sohn strenggläubiger evangelisch-reformierter Eltern Karriere in der Politik. Das liegt auch an seiner gelassenen, fröhlichen Art. Manche beschreiben Rutte als Schwiegermuttertypen. Er ist Junggeselle.
Schon mit Anfang 20 wurde Rutte Vorsitzender der liberalen Jugendorganisation, 2002 dann Staatssekretär für Arbeit und Soziales und 2004 für Bildung. 2006 übernahm er den Vorsitz der rechtsliberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD). Zuvor hatte es der in Den Haag geborene Sohn einer Unternehmerfamilie auch in der Wirtschaft weit gebracht: Mehrere Jahre arbeitete er für den Weltkonzern Unilever und eine Unternehmenstochter, auch als Personalchef.
Rutte gilt als Wirtschaftsfachmann. Anfang 2008 und damit weit früher als andere hatte er vor dem Zusammenbruch der Finanzmärkte gewarnt. Damals wurde der studierte Historiker noch ausgelacht - bis die US-Bank Lehman Brothers zusammenbrach.
Rutte gilt als ein Politiker, der den Bürgern reinen Wein einschenkt: Angesichts der angespannten Haushaltslage erklärte er harte Sparmaßnahmen und Kürzungen im sozialen Bereich für unumgänglich. Als Chef einer wirtschaftsliberalen Partei - und wegen seines Plädoyers für Steuersenkungen - wird Rutte gelegentlich „Hollands Guido Westerwelle“ genannt.
Ruttes starkes liberales Bekenntnis zur Meinungsfreiheit hat auch die Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Parteifreund, dem Rechtspopulisten Geert Wilders, beeinflusst. In den Niederlanden müsse jeder Bürger jede noch so abwegig Meinung öffentlich äußern dürfen, hatte Rutte immer wieder erklärt. Seine bürgerliche Koalition ist im Parlament auf Stimmen der Wilders-Partei angewiesen. Wilders hatte Ruttes Partei verlassen, weil sie ihm nicht genügend Raum für seine Verbalattacken auf den Islam und muslimische Einwanderer ließ.