Lächelnd in die neue Woche - Merkel und Wens „grüne“ Messerunde
Hannover (dpa) - So könnte die Arbeitswoche aus Sicht von Angela Merkel sicherlich häufiger beginnen: Begleitet von einem Tross Journalisten...
Hannover (dpa) - So könnte die Arbeitswoche aus Sicht von Angela Merkel sicherlich häufiger beginnen: Begleitet von einem Tross Journalisten läuft die deutsche Bundeskanzlerin gut gelaunt gemeinsam mit Chinas Premier Wen Jiabao durch die Hallen der Hannover Messe. Die Stimmung ist locker und gelöst. Als die beiden Regierungschefs die Halle betreten, schallt aus den Lautsprechern Nana Mouskouris „Guten Morgen Sonnenschein“.
Ein passendes Lied für die Botschaft der beiden Politiker zur größten Industriemesse der Welt, die in diesem Jahr mit dem Partnerland China im Zeichen des Drachen steht: Schöne Bilder liefern und gute Stimmung verbreiten. So etwa, als Merkel, zur Freude der Fotografen, zunächst skeptisch und dann lächelnd eine Roboterhand schüttelt oder - gemeinsam mit Wen - versucht, ein überdimensionales Steckersystem für chinesische Elektrobusse zusammenzustecken.
Zwischen den Fototerminen lassen sich Wen und Merkel - wie es sich für einen Messerundgang gehört - geduldig von den Unternehmern ihre Neuheiten präsentieren. „Green Intelligence“, grüne Intelligenz, lautet das Motto der Messe, bei der noch bis zum Ende der Woche knapp 5.000 Aussteller aus 69 Ländern ihre Neuheiten zeigen. Nach 1987 ist China zum zweiten Mal offizielles Partnerland. Im Gegensatz zu damals steht in diesem Jahr aber die Umwelttechnik im Mittelpunkt.
Und genau hier sehen einige der Aussteller hinter vorgehaltener Hand Grund zur Kritik. „Würde China mehr auf Umweltschutz achten, würde das Wirtschaftswachstum sicherlich kleiner Ausfallen“, sagt etwa ein deutscher Unternehmer aus der Windenergiebranche. Auch wenn sich die Chinesen in ihrem Pavillon mit Elektroautos, Solarzellen, Windrädern und intelligenten Stromnetzen betont „grün“ gäben, sei da noch viel Luft nach oben. „Das darf man aber nicht offen sagen“, betont ein anderer Aussteller.
Gesagt wird an diesem Morgen ohnehin nicht wirklich viel - wie bei der Eröffnung am Vorabend wird das Thema Menschenrechte gänzlich ausgespart. Zwischen „das ist wirklich sehr interessant“, „ein beeindruckendes Projekt“ und „weiterhin viel Erfolg und gute Ideen“ beschränkt sich Merkel auf das Zuhören.
Auch Wen konzentriert sich in erster Linie auf seine gute Mine. Zwischendurch betont er, wie froh China über die Investitionen der deutschen Unternehmen in seinem Land sei. „Insbesondere bei den grünen Technologien werde China sich weiter bemühen, die Zusammenarbeit zu intensivieren.“ Kein Land auf der Welt habe so große Kapazitäten bei der Windenergie vorzuweisen wie China. Die eingeführte Technologie in diesem Bereich sei ein Beispiel für die „dynamische Zusammenarbeit“.
Zum Abschluss des rund zweistündigen Rundgangs fällt Merkels Fazit dann auch erwartungsgemäß positiv aus: „Wir haben gesehen, wie viele Bereiche es gibt, in denen Deutschland und China sehr intensiv kooperieren. Und das ist sehr beeindruckend.“
Wen hält sich bedeckter: Ein echtes Fazit könne erst nach der Messe gezogen werden. „Die Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland ist gerade im Aufschwung“, betont er dennoch. In den Bereichen grüne Technologie und Intelligenz hätten gemeinsame Projekte gerade erst begonnen.
Passend zum sorglosen Montagmorgen ging es für die Regierungschefs nach dem Messerundgang gen Wolfsburg. In der VW-Zentrale sollte ein Abkommen über ein neues Volkswagen-Werk in Nordwestchina unterzeichnet werden. In Hannover hatten sich inzwischen Regenwolken vor die Sonne geschoben.