Frankreich-Wahl: TV-Duell vor Stichwahl hat seit 1974 Tradition

Paris (APA) - Die gegenwärtige Diskussion um die Anzahl der Fernsehdebatten zwischen den beiden Kandidaten vor der Stichwahl um das französi...

Paris (APA) - Die gegenwärtige Diskussion um die Anzahl der Fernsehdebatten zwischen den beiden Kandidaten vor der Stichwahl um das französische Präsidentenamt stellt eine Premiere da: Seit 1974, als erstmals der Kandidat des Zentrums, Valery Giscard d‘Estaing (UDF), mit dem Sozialisten Francois Mitterrand (PS) diskutierte, ist es eine Tradition, dass nur ein einziges TV-Duell stattfindet. Der derzeit amtierende Präsident Nicolas Sarkozy (UMP) fordert nun drei Debatten vor der Stichwahl am 6. Mai, was sein sozialistischer Konkurrent Francois Hollande (PS) ablehnte.

Bei der ersten Debatte am 10. Mai 1974 debattierten Giscard und Mitterrand direkt miteinander, ohne Zwischenfragen des moderierenden Journalisten, der sich lediglich darauf beschränkte, die Einhaltung der Redezeit zu kontrollieren. Da die Amtszeit des französischen Präsidenten damals noch sieben Jahre anstelle der heutigen fünf betrug, fand erst am 5. Mai 1981 erneut ein TV-Duell statt. Der damals amtierende Präsident Giscard stand erneut dem Sozialisten Mitterand gegenüber, der die Wahl kurz darauf gewann. Bei dieser Debatte wurden genaue Auflagen zur Themenwahl ausgearbeitet, weil der Sozialist seine schlechte Erfahrung von 1974, als er dem UDF-Politiker deutlich unterlag, nicht wiederholen wollte.

Mitterrands dritte Debatte fand 1988 statt, als er sich dem Gaullisten Jacques Chirac (RPR, nunmehr UMP) gegenübergestellt sah, seinem damaligen Premierminister. Chiracs debattierte dann 1995 erneut, diesmal mit dem Sozialisten Lionel Jospin (PS), und gewann in Folge die Präsidentschaftswahlen. 2002 fiel die traditionelle Debatte hingegen aus, weil sich Chirac weigerte, mit den rechtsextremen Kandidaten der Front National (FN), Jean-Marie Le Pen, der den Sozialisten Jospin in der ersten Runde überraschend aus dem Rennen geschlagen hatte, zu diskutieren.

Vor fünf Jahren beteiligte sich mit der Sozialistin Segolene Royal zum ersten Mal eine Frau an dem Fernsehduell der Präsidentschaftskandidaten. Die damalige Lebensgefährtin Hollandes zeigte sich in der Debatte mit dem heute amtierenden Sarkozy sehr aggressiv - in Erinnerung blieb in diesem Zusammenhang der Satz Sarkozys: „Man muss ruhig bleiben, um Präsident der Republik zu sein.“ Laut Meinungsumfragen ging der Konservative als Sieger aus der Diskussion hervor. Zum ersten Mal in der Geschichte der Fünften Republik fand 2007 auch eine TV-Duell zwischen einem Kandidaten der Stichwahl und dem Drittplatzierten statt. Royal erklärte sich bereit, an einem TV-Duell gegen den zentrumsbürgerlichen Kandidaten der „Mouvement Democrate“ (MoDem), Francois Bayrou, teilzunehmen, der mit 18,6 Prozent der Stimmen an dritter Stelle lag. Die Debatte wurde vom Nachrichtensender BFM TV übertragen.

Sarkozy wünscht diesmal erstmals in der Geschichte der französischen TV-Präsidentschaftsdebatte für jede Diskussion einen anderen Schwerpunkt: Wirtschaft, Gesellschaft bzw. Außenpolitik. Hollande will sich dagegen an die „republikanische Tradition“ halten, wonach nur eine Debatte stattfindet. Sarkozys Sprecherin Nathalie Kosciusko-Morizet warf dem Sozialisten als Reaktion darauf vor, sich vor den Duellen zu fürchten: „Er hat Angst vor der Konfrontation. Er will sie auf ein Minimum reduzieren“, sagte sie am Montag im französischen Fernsehen.