Baumgartner-Interview - „Will nicht live tödlich verunglücken“ 1
Salzburg (APA) - Der österreichische Extremsportler und Basejumper Felix Baumgartner will als erster Mensch im freien Fall aus 36 Kilometern...
Salzburg (APA) - Der österreichische Extremsportler und Basejumper Felix Baumgartner will als erster Mensch im freien Fall aus 36 Kilometern Höhe die Schallmauer durchbrechen. Ein Heliumballon wird den Extremsportler in einer Kapsel so hoch hinaufbringen. Fünf Jahre lang hat sich der 43-jährige Salzburger auf Red Bull Stratos vorbereitet. Wie er seinen Testsprung absolvierte, wann der finale Sprung stattfinden soll und wer ihn mental unterstützt, hat Baumgartner im Gespräch mit der APA erzählt.
APA: Nach jahrelanger Vorbereitungszeit hat der Probesprung aus 30 Kilometer Höhe im März 2012 stattgefunden. Wie hat es sich angefühlt, wieder gesund am Boden zu landen?
Felix Baumgartner: Die Zeit davor war sehr aufreibend, weil man jede Nacht rausgefahren ist. Jede Nacht war die Wetterprognose so, dass wir dachten, dass wir launchen würden, aber man kann es einfach nur zwei, drei Stunden vorher bestimmen. Wir reden von einem Windfenster zwischen vier und sechs Kilometern pro Stunde. Vier Kilometer pro Stunde bedeutet launchen, sechs Kilometer pro Stunde bedeutet es nicht mehr. Es war jedes Mal zu windig, da musst Du Dein ganzes System hochfahren und dann heißt es: „Es wird nichts.“ Drei Tage hintereinander, und am nächsten Tag merkst Du, wie die Leute schon am Zahnfleisch daherkommen. Das ist natürlich nervenaufreibend. Es hat dann beim vierten Versuch geklappt. Ich und mein ganzes Team haben uns sehr gut vorbereitet, es ist alles nach Plan gelaufen und es hat keine Überraschungen gegeben. Was man aber auch gesehen hat: Dass man da oben auch nicht viele Probleme haben will. Du bist so limitiert in Deiner ganzen Bewegungsmöglichkeit, Du bist in Deinem Anzug drinnen, die Kapsel ist sehr eng. Du hast ganz wenige Möglichkeiten Probleme zu beheben.
APA: Hat es beim Test Probleme gegeben, die man noch beheben muss?
Baumgartner: Bis auf die Kälte in den Schuhen und in den Handschuhen war eigentlich alles nach Plan. Nur ganz zum Schluss, als ich die Kapsel verlassen habe, habe ich einen Funkausfall gehabt. Das heißt, ich war während des freien Falls ohne Funkkontakt, was währenddessen nicht tragisch ist. Aber wenn ich am Schirm bin, hätte ich die Helikopter informieren können, wo ich gerade bin, damit sie losstarten können. Man darf nicht vergessen: Falls was passiert, ist es wichtig, dass man schnell in ärztliche Hand kommt. Das heißt, wenn ich lande und ich habe eine Embolie oder sonstige Probleme, ist es wichtig, dass bereits kompetente Ärzte am Boden auf Dich warten.
APA: Wie war das Gefühl nach der Landung?
Baumgartner: Es ist natürlich eine Riesenlast von meinen Schultern gefallen, weil wenn man sich fünf Jahre lang vorbereitet und Du vom Papier weg planst und so viele Ups and Downs hast und nie sicher bist, ob es funktioniert. Wenn Du in der Kapsel sitzt, und irgendwann schaukelt die Kapsel weg und Du siehst, wie die Erde unter Dir kleiner wird, das war schon ein Riesenmoment. Wenn Du nach fünf Jahren endlich zum ersten Mal die Erde verlässt, weil vorher alles nur am Boden simuliert wird. Am Weg nach oben war alles „Business as usual“, weil Du das trainiert hast. Das Aussteigen und Draußenstehen und die Krümmung der Erde und den pechschwarzen Himmel zu sehen, war ein Riesenmoment. Du weißt in diesem Moment, dass es nur ganz wenigen Leuten vorher vorbehalten war, dort zu stehen. Das waren Joe Kittinger, der Russe Jevgeny Andreev und ich.