Polen will nicht nach 2014 für Afghanistan zahlen - Zeitung

Warschau (APA) - Polen widersetzt sich dem US-Vorschlag zur Finanzierung der Sicherheitskräfte Afghanistans nach dem Rückzug der NATO-Truppe...

Warschau (APA) - Polen widersetzt sich dem US-Vorschlag zur Finanzierung der Sicherheitskräfte Afghanistans nach dem Rückzug der NATO-Truppen 2014. Nach den vor einigen Tagen von NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen vorgestellten Plänen soll Polen einige zehn Milliarden Zloty (10 Mrd. Zloty=2,38 Mrd. Euro) pro Jahr bezahlen. Das ist zwar rund ein Zehntel davon, was die Afghanistan-Mission derzeit Polen kostet, aber die polnische Regierung will nicht zahlen, berichtete am heutigen Montag die „Gazeta Wyborcza“.

Die Unterhaltskosten des polnischen Kontingents in Afghanistan betragen jetzt 700 bis 800 Millionen Zloty pro Jahr, zitiert die „Gazeta Wyborcza“ einen polnischen Diplomaten, der anonym bleiben wollte. „Einige zehn Millionen Zloty sind vielleicht auch nicht viel, aber warum zahlen Russland, China und Indien nur fast die Hälfte davon“, wundert sich der Diplomat. Laut der „Gazeta Wyborcza“ ist der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski der Auffassung, dass für Afghanistan nach 2014 „vor allem die zahlen sollen, die ihre Truppen nicht dort hingeschickt haben“. Inoffiziell ist Polen laut „Gazeta Wyborcza“ bereit, nach 2014 eine geringe Zahl polnischer Offiziere für Schulungsaufgaben in Afghanistan zu lassen. In Betracht gezogen wird angeblich auch die Möglichkeit der Beteiligung polnischer Sondereinheiten.

Laut früheren Plänen sollten die Chefs der NATO-Länder im Mai in Chicago über die milliardenschwere Unterstützung von Armee und Polizei in Afghanistan nach dem Truppenabzug 2014 entscheiden. Nach der Aussage eines namentlich nicht erwähnten Mitarbeiters des polnischen Außenministeriums „gibt es keine Chancen, dass auf dem Gipfel in Chicago bindende Entscheidungen für Afghanistan nach 2014 getroffen werden“.

Das rund 2.500 Soldaten umfassende Afghanistan-Kontingent Polens ist seit Herbst 2007 in der südlichen Provinz Ghazni stationiert, deren Bergregionen teilweise in der Hand von Taliban-Kämpfern sind. Ziel des polnischen Militärs ist es, dass dort die afghanische Armee und die Polizei die Kontrolle übernehmen. Ab Herbst soll die Zahl der polnischen Soldaten in Afghanistan bis auf 1.800 reduziert sein.