Netzbetreiber: Auch im kommenden Winter Risiken für Stromversorgung

Dortmund/Berlin (APA/AFP) - Die Hochspannungsnetzbetreiber rechnen auch im kommenden Winter mit hohen Risiken für die Sicherheit der Stromve...

Dortmund/Berlin (APA/AFP) - Die Hochspannungsnetzbetreiber rechnen auch im kommenden Winter mit hohen Risiken für die Sicherheit der Stromversorgung. Zwar hätten die Netzbetreiber mit technischen Maßen auf die Veränderungen in der Stromproduktion nach der Energiewende reagiert, teilten die vier Unternehmen 50Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW am Montag mit. Da sich jedoch die Stromerzeugung weg von der Kernkraft hin zu alternativen Energien verlagere, werde sich an der angespannten Situation im deutschen Hochspannungsnetz bis zum nächsten Winter „nichts Wesentliches ändern“.

Beim Wandel der Energieerzeugung in Deutschland sind der Ausbau und die Neugestaltung der Energienetze und der Strom-Autobahnen von großer Bedeutung. Zum einen muss unter anderem Energie von entfernten Orten dorthin gebracht werden, wo sie verbraucht wird - etwa Windstrom vom Meer nach Süddeutschland. Zum anderen schwankt die Erzeugungskapazität bei alternativen Energien deutlich stärker und kann bei Wegfall schwieriger ausgeglichen werden, wenn weniger konventionelle Kraftwerke zu Verfügung stehen. Zum Ausgleich von Engpässen muss dann zum Beispiel schnell Energie aus dem Ausland eingeführt werden.

Im vergangenen Winter habe das deutsche Energieversorgungssystem angesichts der mehrwöchigen extremen Kältewelle „an seiner Leistungsgrenze“ gearbeitet, teilten die Netzbetreiber mit. Nur durch „größte Anstrengungen“ der Vier und durch das Anzapfen ausländischer Kraftwerke und -netze habe die Sicherheit der Versorgung in Deutschland gewährleistet werden können. Dazu seien an zehn Tagen auch Reservekraftwerke in Deutschland und Österreich angefahren worden. Die Betreiber hätten im Winter fast täglich angesichts von Belastungen in den Netzen eingreifen müsse. Die Notwendigkeit massiver Eingriffe sei gewachsen.

Die deutsche Energiebranche baue oder plane angesichts der Energiewende derzeit an insgesamt 84 konventionellen oder alternativen Kraftwerken, teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit. 69 der Anlagen seien mindestens schon genehmigt, 15 noch in der Planung. Die Vorhaben würden von verschiedenen Betreibern angeschoben, von Stadtwerken, großen Konzernen oder auch privaten Investoren. Die Planungen sähen auch den Bau vor von 23 Windkraftwerken auf dem Meer vor und zehn Pumpspeicherkraftwerken.

Die Zahlen zeigten, dass „genügend Projekte in der Pipeline“ seien, um den Wegfall von Kernkraftwerken durch die Energiewende auszugleichen, erklärte BDEW-Chefin Hildegard Müller. Gegen den Bau vieler Kohlekraftwerke jedoch lägen noch Klagen vor. Die Energiebranche gehe dennoch beim Ausbau großer alternativer Kraftwerke „mit erheblichem Investitionsoptimismus“ voran.