Klare Ziele, verhärtete Fronten
Einen emotionalen Schlagabtausch vor der Bürgermeister-Stichwahl in Innsbruck lieferten sich gestern Christine Oppitz-Plörer und Christoph Platzgummer beim TT-Forum. FI-Chefin deutete Austritt aus VP-Vorstand an.
Von Manfred Mitterwachauer und Christoph Mair
Innsbruck –Während sich die Fußball-Stars des FC Barcelona und von Chelsea gestern Abend erst für ihr Rückspiel im Halbfinale der Champions League aufwärmten, stand in den Innsbrucker Stadtsälen eher Simmering gegen Kapfenberg auf dem Spielplan. Für Innsbruck gegen ÖVP hieß die mitunter rustikale Polit-Schlacht in den Reihen des mit über 500 Zuschauern randvollen Saales. Die Anhänger feuerten ihre jeweiligen Kapitäne am Podium inbrünstig an oder versuchten die gegnerische Partei gnadenlos auszubuhen. Das war Brutalität à la Innsbruck.
Es war eine der letzten großen direkten Konfrontationen vor der Bürgermeister-Stichwahl am kommenden Sonntag, der sich die amtierende Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI) und ihr Herausforderer Christoph Platzgummer (ÖVP) gestern im Rahmen eines TT-Forums unter Moderation von Chefredakteur Alois Vahrner stellten. Eine, in der sich beide Kontrahenten nichts schenkten, dafür aber gegenseitig umso mehr austeilten. Die vier wichtigsten Streitpunkte des Abends – und ein gemeinsamer Nenner:
1Wahlkampfkosten: Einmal mehr bezichtigte Oppitz-Plörer Platzgummer hier der Lüge: „Die 322.000 Euro glaubt dir doch eh keiner.“ Ihre FI-Liste habe 530.000 € für den Grundwahlkampf und rund 170.000 € für die Stichwahl ausgegeben. Platzgummer blieb dennoch dabei. Zu den 322.000 seien noch 170.000 für die Stichwahl hinzuzurechnen – exklusive der Kosten, die Bünde und Kandidaten geleistet hätten. Und die „weiß ich nicht“. Jene Zahlen aber, mit denen die FI bezüglich der VP-Ausgaben hausieren ginge, setzte Platzgummer zu einem emotionalem Ausbruch an, seien „eine Sauerei“. Die VP habe nachweislich bei Medien nur einen Bruchteil dessen bezahlt, was Oppitz-Plörer behaupte. Worauf diese wiederum die Frage „unverhältnismäßiger Rabatte“ für die VP in den Raum stellte.
2Schlammschlacht: An der von der FI vorgelegten Leistungsbilanz ließ Platzgummer kein gutes Haar. Vieles habe nicht sie, sondern die bisherige Koalition aus FI/SP/VP auf den Weg gebracht. Die Attacken von Oppitz-Plörer auf ihn, die Landes-VP und LH Günther Platter bezeichnete der VP-Herausforderer als „politischen Stil, der nicht tragbar“ sei. Eine „Überreaktion“, da auch bekannt sei, dass Oppitz-Plörer im VP-Landesparteivorstand sitze. Diesen Ball nahm die Bürgermeisterin nur zu gerne auf. Noch heute Mittwoch werde sie dazu „klare Worte treffen“. Womit die FI-Chefin wohl ihren möglichen Austritt aus dem schwarzen Landesparteivorstand sowie des Landtagsklubs angedeutet haben dürfte. In beiden Gremien sitzt sie kraft VP-Statut, das diese Sitze der Innsbrucker Bürgermeisterin zuspricht. Sie stehe aber „auf Punkt und Beistrich“ zu ihren Aussagen. Platzgummer antwortete mit geballter Faust, dass es für die künftige Zusammenarbeit mit dem Land wohl „besser ist, wenn man ein gewisses Entree im Land hat und nicht alle Türen vorher schon zugeschmissen hat“. Woraufhin Oppitz-Plörer sich auf Platzgummers plakatierte „neue Politik“ einschoss: „Ich will keine Mauscheleien in der Vier-Augen-Politik.“
3Koalitionen: Dass sie eine „Bürgermeisterin für alle“ sein wolle, betonte Oppitz-Plörer gleich mehrmals. In der Stichwahl gelte es die Wähler von „ganz links bis ganz rechts“ anzusprechen. In einer Regierungskoalition wolle sie aber die FPÖ nicht haben. Denn das sei nicht die FPÖ des August Penz, sondern jene des HC Strache. Alle anderen, so Oppitz-Plörer, seien herzlich zur Mitarbeit eingeladen – auch die ÖVP. Eine Haltung, die Platzgummer nicht nachvollziehen konnte: „Es ist eine Unlogik, wenn sie einerseits wen ausgrenzt und dann aber eine Bürgermeisterin für alle sein will.“ Die FPÖ habe „unsinnig plakatiert“, aber dann sei auch die FI „wegen der unglaublichen verbalen Entgleisungen“ von Koalitionsgesprächen auszuschließen. Ob die nächste Regierung mit Grünen, SPÖ oder Federspiel arbeiten werde – das ließen beide Kandidaten offen. Klar sei aber, dass sowohl FI als auch ÖVP der neuen Regierung angehören sollen.
4Persönliche Zukunft: Das Wahlergebnis (siehe Faktbox) sei ein klarer Auftrag für ihn, in einer künftigen Regierung aktiv mitzuwirken, begründete Platzgummer seine Ankündigung, auch im Falle der Niederlage in den Stadtsenat einziehen zu wollen. Immerhin hätte ihn vor seinem Wahlantritt „auch die FI-Liste gefragt, wieder in die Politik zu kommen“. Oppitz-Plörer erneuerte ihre Haltung, unabhängig vom Wahlausgang im Senat weiterzuarbeiten.
5Wahlziel: Trotz all der Differenzen bleibt beiden Kontrahenten ein Punkt gemein: Beide wollen am 29. April Bürgermeister werden.