Gesellschaft

Nordkoreas langer Weg zur Atommacht

Laut der Federation of American Scientist (FAS) besitzt Nordkorea atombombenfähiges Material für sechs bis zehn Atomsprengköpfe. Ein weiterer Atombombentest soll in Kürze stattfinden

Pjöngjang - Als militärisches Genie wurde Kim Jong-un nach dem Tot des Machthabers und Vater Kim Jong-il, gefeiert. Und offenbar ist der neue Diktator gewillt den Atombomben-Kurs seines Vaters fortzusetzen.

Nach einem missglückten Raketenstart Mitte April, hinter dem Nachbarstaaten und die USA einen Test für eine mit Atomsprengköpfen bestückbare Langstreckenrakete vermuten, sollen nun die Vorbereitungen für einen dritten Atomwaffentest abgeschlossen sein. Schon in den Jahren 2006 und 2009 hatte der kommunistische Staat jeweils nach Raketenstars Atombomben getestet. Die internationale Gemeinschaft befürchtet, dass sich dieses Muster fortsetzen könnte.

Vieles spreche dafür, hieß es am Dienstag: Südkoreanische Medien berichteten vor wenigen Wochen unter Berufung auf Geheimdienste, der Norden sei dabei, auf dem Atomtestgelände in Punggye-ri neue Tunnel zu graben. Das sei als Vorbereitung für einen dritten unterirdischen Test zu werten.

Eine mit den Angelegenheiten vertraute Person erklärte der Nachrichtenagentur Reuters, dass das Land über die Kapazitäten verfüge um den Test schon „bald“ vornehmen zu können.

China sieht Atomtest kritisch

Im Oktober 2006 ließ sich Nordkorea jedenfalls trotz chinesischer Bemühungen nicht von einem ersten Atomtest abhalten. Und auch 2009 half es nichts, dass China einen Raketentest Nordkoreas per UN-Erklärung kritisierte und zu einem neuen Anlauf der Sechser-Abrüstungsgespräche aufrief, die seit August 2003 teilweise auch von China ausgerichtet worden waren.

Internationale Besorgnis löst das Atomprogramm Nordkoreas seit Jahren aus, das zusammen mit dem Raketenprogramm des Landes als Bedrohung in der Region gilt. Internationale Gespräche und das Angebot westlicher Wirtschaftshilfe konnten Nordkorea nicht daran hindern, Raketen zu erproben, die bis in die USA fliegen können. Am 13. April war die Unha-3-Trägerrakete mit einem Beobachtungssatelliten nur zwei Minuten nach dem Start ins Gelbe Meer gestürzt. Die USA setzten daraufhin Nahrungsmittellieferungen aus, die sie im Februar im Gegenzug für die Aussetzung des Urananreicherungsprogramms und aller Atom- und Raketentests zugesagt hatten.

Spekulationen über Atomwaffen des Nordens

Über die nukleare Bewaffnung der abgeschotteten Diktatur ist nur wenig bekannt. Nordkoreas Propaganda berichtet von Fortschritten bei der Produktion von schwach angereichertem Uran. Die US-Regierung befürchtet, dass das Uran-Programm letztlich dem Bau von Atomwaffen dient. Für Atomsprengköpfe muss hochangereichertes Uran vorliegen. Nach Schätzungen der Federation of American Scientists (FAS) verfügt das Regime über 30 bis 50 Kilogramm Plutonium. Das reiche zusammen mit dem hochangereicherten Uran, das Nordkorea inzwischen genug produziert hat, um sechs bis zehn Atomsprengköpfe bestücken zu können.

Die FAS schätzt, dass Nordkorea schon Atomsprengköpfe besitzt. Aber geht davon aus, dass diese noch nicht einsatzbereit seien. Laut FAS gibt es weltweit rund 19.500 Sprengköpfe, davon sind 4900 einsatzbereit. (tt.com/Reuters/APA)