Innenpolitik

Österreich will tragende Rolle in EU-Forschung spielen

Die EU-Kommissarin Maire Geoghegan-Quinn mahnte bei der Pressekonferenz die EU-Mitgliedsstaaten zu Investitionen in Wissenschaft und Forschung.

Wien – Österreich will weiter eine tragende Rolle in der europäischen Forschung spielen, erklärte Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (V) am Dienstag bei einem Pressegespräch mit EU-Forschungskommissarin Maire Geoghegan-Quinn in Wien. Diese versprach, dass das geplante neue EU-Forschungs-Rahmenprogramm „Horizon 2020“ „simpler und effizienter“ werde und einen Schwerpunkt auf Klein- und Mittelbetriebe lege. Zudem solle dabei der Grundsatz „mehr Forschung, weniger Bürokratie“ gelten.

Österreich habe seine Performance in den bisherigen Forschungs-Rahmenprogrammen der EU ständig verbessert, sagte Töchterle. Im derzeit laufenden 7. Rahmenprogramm habe man eine Rückflussquote der einbezahlten Mittel von 128 Prozent erreicht, österreichische Einrichtungen seien mehr als 2.000 Mal in rund 1.500 Projekten vertreten. Für „Horizon 2020“ (2014-2020) sollen dem Vorschlag der Kommission zufolge 80 Mrd. Euro in den Bereich Forschung und Innovation investiert werden, um fast die Hälfte mehr als im 2013 auslaufenden 7. Forschungs-Rahmenprogramm.

Österreich ist laut Minister auch „eines der erfolgreichsten Länder in Europa“ bei den Förderungen des Europäischen Forschungsrats (ERC), mit dem die EU Grundlagenforschung fördert. Bei einer Ehrung der 41 in Österreich tätigen Wissenschafter, die in den vergangenen beiden Jahren einen ERC-Förderpreis erhalten haben, bezeichnete Töchterle am Montagabend die ERC-Förderung als „einen der besten Ausweise für Exzellenz“, weil die Mittel im europaweiten Wettbewerb vergeben würden. Die Förderung sichere auch die Internationalität: Nach der Schweiz habe Österreich den größten Anteil internationaler ERC-Preisträger. „Das beweist die Attraktivität des Forschungsstandorts“, so der Minister.

Das gute Abschneiden Österreichs ist für ERC-Präsidentin Helga Nowotny dem Zusammenwirken vieler Institutionen wie den österreichischen Förderorganisationen FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) und FFG (Forschungsförderungsgesellschaft) zu verdanken. Auch die Unis würden sich „trotz schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen“ große Mühe geben, potenzielle ERC-Preisträger zu unterstützen. „Exzellenz ist ansteckend und strahlt aus“, betonte Nowotny bei der Ehrung, die gleichzeitig eine Feier zum fünfjährigen Bestehen des ERC war. Geoghegan-Quinn hob bei der Feier die hohe Erfolgsrate von in Österreich tätigen Wissenschaftern beim ERC hervor, die fast doppelt so hoch sei als der Durchschnitt.

Der ERC richtet sich mit seinen Förderungen einerseits an Nachwuchswissenschafter („Starting Grant“) und andererseits an bereits etablierte Forscher („Advanced Grant“). Bei „Advanced Grants“ werden für anspruchsvolle und risikoreiche fünfjährige Forschungsprojekte maximal 3,5 Mio. Euro vergeben. Seit Bestehen des Programms haben knapp 30 in Österreich tätige Wissenschafter einen „Advanced Grant“ erhalten, rund 40 einen „Starting Grant“.

Die EU-Kommissarin mahnte bei der Pressekonferenz die EU-Mitgliedsstaaten zu Investitionen in Wissenschaft und Forschung. „Die EU muss innovativ sein, um zurück auf den Weg zum Wachstum zu kommen.“ Bei allem Verständnis für Sparzwänge gehe es um „smarte Konsolidierung“, wobei sie betonte, in Österreich mit ihrer Forderung „offene Türen einzurennen“. Denn Österreich sei mit einer Forschungsquote von knapp 2,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts dem EU-Ziel von 3 Prozent schon sehr nahe.

Es sei aber nicht nur eine Frage des Geldes, man müsse auch die Kinder und Jugendlichen sowie Frauen begeistern, eine Karriere im Bereich Wissenschaft und Technik einzuschlagen, erinnerte Geoghegan-Quinn an die zunehmenden Probleme der Unternehmen, qualifiziertes Personal zu finden. Die EU-Kommission werde im Juni eine Kampagne starten, um Frauen zu ermutigen, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Österreich sei eines von sechs Ländern, wo es ab Herbst Aktionen dazu geben werde. (APA)