Ukraine

Bei Krankentransport verprügelt - Timoschenko im Hungerstreik

Drei Männer sollen die ukrainische Ex-Regierungschefin mit Schlägen zu einem Transport ins Krankenhaus gezwungen haben. Die 51-jährige habe schwere Blutergüsse erlitten.

Kiew - Die inhaftierte ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko befindet sich nach Angaben ihres Anwalts seit 20. April im Hungerstreik. Timoschenko habe erklärt, dass sie keine Nahrung mehr zu sich nehme, sagte der Anwalt Sergej Wlassenko laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax.

Die 51-Jährige, die unter schweren Gesundheitsproblemen leidet, protestiere damit gegen ihre Behandlung durch das Personal der Haftanstalt und durch Ärzte. Mediziner der Berliner Charité hatten sie im Februar in der Stadt Charkow rund 450 Kilometer östlich von Kiew untersucht und als sehr krank bezeichnet. Die Klinik der Stadt ist laut den Mitarbeitern der Charité nicht geeignet, um das schwere Rückenleiden Timoschenkos angemessen zu behandeln. Deshalb wehrt sich die Ex-Regierungschefin gegen eine Einlieferung in dieses Krankenhaus.

„Schwere Hämatome am Bauch und an den Händen“

Die Staatsanwaltschaft von Charkow räumte ein, dass Timoschenko am vergangenen Freitag gegen ihren Willen in diese Klinik gebracht worden sei. Die Inhaftierte sei „unter Anwendung physischer Gewalt in den Krankenwagen getragen und in die Klinik gefahren“ worden, sagte Staatsanwalt Gennadi Tjurin. Dies gestatteten ukrainische Gesetze.

Ihrem Verteidiger Wlassenko zufolge weist der Körper der Oppositionsführerin schwere Blutergüsse auf. „Sie wurde am Freitag von drei Männern geschlagen, die sie ins Krankenhaus zwingen wollten“, sagte er gegenüber „Bild.de“. Der Transport sei „nicht abgesprochen“ gewesen. Auf ihren Widerstand hin hätten die Männer zugeschlagen. „Sie hat schwere Hämatome am Bauch, an den Händen. Es ist eine Schande“, erzählte Wlassenko.

Zweiter Prozess gestartet

Timoschenko war im vergangenen Oktober wegen Amtsmissbrauchs in ihrer Zeit als Ministerpräsidentin zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Grund war ein 2009 mit Russland geschlossenes Gasgeschäft mit Russland. Die Europäische Union hatte die Inhaftierung Timoschenkos, die bei der Präsidentschaftswahl 2010 gegen ihren Erzrivalen Viktor Janukowitsch unterlag, als politisch motiviert kritisiert.

Vergangene Woche hatte ein weiteres Verfahren gegen Timoschenko wegen Veruntreuung und Steuerhinterziehung in ihrer Zeit als Chefin eines staatlichen Energiekonzerns mit Voranhörungen begonnen. Wegen ihres schlechten Gesundheitszustands nahm die 51-Jährige nicht daran teil. (TT.com, APA/AFP)