Schüler reinigten das Himmelreich

Die TT begleitete 15 Schüler aus Wattens bei der jährlichen Flurreinigung. Deren Müllausbeute war beachtlich.

Von Judith Sam

Wattens –Florian steht mit einem Bein auf dem Gehweg, mit dem zweiten tief im Unterholz. Seine linke Hand hält einen Ast umklammert – damit er nicht die Böschung hinunterrutscht – die rechte eine Holzzange, die er so weit wie möglich von sich reckt. So versucht er ein Zuckerlpapier zu bergen. Der Schüler ist ein wahrer Idealist, denn kaum jemand sonst würde sich derart große Mühe geben, um den Wald im Himmelreich in Wattens vom Müll zu befreien.

Zusammen mit 14 weiteren Schülern aus dem Sonderpädagogischen Zentrum in Wattens nimmt der 15-Jährige an der Flurreinigungsaktion der Abfallwirtschaft Tirol Mitte (ATM) teil. Klassenlehrerin Claudia Ralter ist eine der Pädagoginnen, die die Kinder begleiten: „Die Schüler der Elementarklasse und der allgemeinen Sonderschulklasse, die heute Vormittag mit uns den Wald säubern, sind jedes Jahr wieder begeistert von dieser Aktion.“

Die Säuberung, an der jährlich Freiwillige aus 70 Gemeinden teilnehmen, ist laut Alexander Würtenberger von der ATM dringend notwendig: „Es geht nicht nur darum, die Abfälle zu sammeln, sondern auch um Bewusstseinsbildung .“ Nicht ordnungsgemäß weggeworfene Abfälle wären nämlich ein größeres Problem, als man meinen könnte: „Im Pazifik schwimmt eine Plastikmüllinsel in der Größe Mitteleuropas. Plastik zersetzt sich binnen 30 Jahren in Flocken. Diese fressen Fische und so landen die aus Schwermetallen und Weichmachern bestehenden Plastikkleinteile auf unseren Tellern.“ Laut Christian Molzer von der Tiroler Landesregierung ist Müll auch ein wirtschaftliches Problem: „Wir investieren jährlich eine Million Euro, nur um den Müll zu recyceln, der auf Tirols Landesstraßen weggeworfen wird.“ Das Recyclingverhalten der Tiroler habe sich laut Würtenberger allerdings schon deutlich verbessert: „In den 50er Jahren riet der Alpenverein, den Müll am Berg zu verstecken. Vor zehn Jahren hielten sich noch zwei Drittel der Leute daran. Heute nimmt der Löwenanteil der Freizeitsportler seine Jausenreste mit nach Hause.“

Im Himmelreich ist Florian auf der Jagd nach Zigarettenstummeln. Das scheint ein aussichtsloses Unterfangen zu sein. Kein Wunder, meint Würtenberger, denn allein in Wien würden jährlich 600 Millionen Zigarettenstummel weggeworfen: „Und das, obwohl ein Stummel erst nach fünf Jahren verrottet.“ Eine Dose braucht dafür 500, eine Glasflasche 4000 Jahre.