Herbstlohnrunde wurde mit Verhandlungsausstieg eingeläutet
Die Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) mit rund 120.000 Beschäftigten kündigte am Dienstag die gemeinsame Verhandlungsführung mit den anderen fünf Arbeitgeberverbänden auf und will künftig eigenständig verhandeln.
Wien – Die traditionelle Herbstlohnrunde der Metallindustrie startete heuer schon fünf Wochen nach Frühlingsbeginn. Heute, Dienstag, teilte die Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) mit, dass sie für ihre 120.000 Mitarbeiter künftig eine eigene Lohnrunde führen will, unabhängig von den dann noch verbleibenden rund 45.000 Metallern der Bereiche Bergwerke und Stahl, Fahrzeugindustrie, Gießerei-Industrie, NE-Metallindustrie sowie der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen. Die betroffenen Gewerkschaften Pro-GE und GPA empörten sich umgehend über eine „Aufkündigung der Sozialpartnerschaft“ und gaben sich kampfbereit. Bereits am 30. Mai werde es bei der Auftaktveranstaltung zur Herbstlohnrunde eine „klare Antwort“ geben.
Von Arbeitgeberseite war man bemüht klarzustellen, dass sich an der Sozialpartnerschaft und an den bestehenden Kollektivlöhnen nichts ändere. Christian Knill, stellvertretender Obmann des FMMI, verwies auf geänderte Rahmenbedingungen und die spezifischen Bedürfnisse der Branche. „Formal und rechtlich gesehen wurden die Kollektivverträge immer schon für die jeweiligen Sparten einzeln abgeschlossen“, betonte Knill in einer Aussendung. Christoph Hinteregger, zuletzt Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite bei der Metaller-Lohnrunde, sprach am Dienstag auf APA-Anfrage von einer „nachvollziehbaren Entscheidung“. Schon jetzt sei es so gewesen, dass eine Einigung beim KV von allen sechs Fachverbänden unterschrieben werden musste. Ob er die Verhandlungsführung für die FMMI übernehme, liege in der Entscheidungsgewalt der Gremien. Er würde jedenfalls dafür zur Verfügung stehen.
Geht es nach den Arbeitnehmer-Chefverhandlern Rainer Wimmer (Pro-GE) und Karl Proyer (GPA), dann braucht Hinteregger dafür nicht die weite Reise vom Heimatland Vorarlberg nach Wien antreten, denn dann gibt es nichts zu verhandeln. Proyer meinte zur APA: „Die Verhandlungen für die Herbstlohnrunde beginnen dann, wenn alle da sind.“ Er fordert, dass alle Arbeitgeberverbände wie auch in den vergangenen 40 Jahren gemeinsam an einem Tisch sitzen. Die Arbeitnehmervertreter würden nicht zulassen, dass die Wirtschaft immer kleinere und damit immer schwächere Gruppen als Gegenüber bei den Lohnverhandlungen festschweißen will. „Das ist ein Schritt weg von einer vernünftigen Sozialpartnerschaft“, so Proyer.
In der Herbstlohnrunde 2011 wurde für heuer eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 4,2 Prozent vereinbart. Der Mindestlohn 2012 beträgt 1583 Euro. Zum Vergleich: Der Brutto-Mindestlohn für Handelsangestellte liegt bei 1300 Euro im Monat (Vollzeitkraft). Der Metallindustrie kostet der Abschluss in Summe rund 300 Mio. Euro. Der Einigung um vier Uhr in der Früh in der Wirtschaftskammer-Zentrale in Wien waren ein 14-stündiger Verhandlungsmarathon und ein Warnstreik vorausgegangen. Im Gegensatz zu den Jahren zuvor hatten im Herbst 2011 die beiden involvierten Gewerkschaften Pro-GE und GPA sehr früh den Druck auf die Arbeitgeber erhöht, was bei den Industrievertretern für nachhaltigen Ärger gesorgt haben soll. (APA)