Reise

Die Schneewand bezwingen

Hat man den anstrengenden und anspruchsvollen Gipfel des Roten Steins hinter sich gebracht, wird man besonders bei Pulverschnee mit einer großartigen Abfahrt belohnt.

Von Christine Mühlöcker

Bichlbächle –Die hier vorgestellte Tour von Bichlbächle auf den Roten Stein ist besonders in der heurigen Skisaison sehr zu empfehlen. Es braucht eine hohe Schneelage, so dass die Latschen auch im unteren Teil schneebedeckt sind. Da es im Außerfern heuer sehr viel geschneit hat, ist bis jetzt von den Latschen nichts zu sehen.

Mit ihren 1100 Höhenmetern stellt die Tour keine übertriebenen Ansprüche an die Kondition, aufgrund des durchwegs steilen Geländes ist sie aber eher etwas für erfahrene Skitourengeher. Um bis zum Gipfelkreuz zu gelangen, braucht man alpine Erfahrung. Wer nicht schwindelfrei ist und sich in Schnee-Fels-Gelände nicht wohl fühlt, sollte die Tour lieber beim Skidepot beenden.

Wegen der Steilheit sind sichere Lawinenverhältnisse erforderlich, die jetzt im Frühjahr oft gegeben sind. Bei guten und sicheren Bedingungen wird man mit dieser Tour große Freude haben, nicht nur der landschaftlichen Schönheit wegen, sondern auch bei der traumhaften Abfahrt.

So kommt man hin: Man fährt über den Fernpass, durch den Lermoostunnel und weiter bis Bichlbach. Dort biegt man links Richtung Berwang ab und nach circa 1,5 Kilometern wieder links ins Stockachtal (WW Bergmandl Stüberl, Bichlbächle). Kurz vor Bichlbächle findet man nach einer Linkskehre einen kleinen Parkplatz.

Das erste Stück geht man entlang des Forstweges bis man den Stockachbach überquert, wo die Schneedecke noch dick genug ist. Bald tut sich der Blick auf den gewaltigen Nordhang auf, der vom Schafsköpfle herunterzieht. Aus der Ferne wirkt er wie eine Schneewand, sodass Zweifel aufkommen könnten, ob man dort mit den Skiern aufsteigen kann. Sobald man näher kommt, wirkt er flacher und man kommt mit guter Spitzkehrentechnik auch problemlos aufwärts. In vielen Kehren müht man sich bis auf eine Höhe von etwa 1850 Metern. Dort zieht man nach rechts und geht dem Hang entgegen, der vom Roten Stein herunterzieht, wobei man den zum Gipfel führenden Nordgrat anpeilt. Während dieses Aufstiegs kommen immer mehr Gipfel in Sicht, die hinter den Bergen der nächsten Umgebung versteckt waren. Zum Schluss wird es nochmals richtig steil, bevor man auf einer Höhe von knapp 2220 Metern den Grat und somit das Skidepot erreicht. Tourengeher, denen es vor allem um das Skifahren geht, beenden die Tour hier.

Für ambitionierte Bergsteiger mit alpiner Erfahrung ist es aber zu empfehlen, die letzten 150 Höhenmeter bis auf den Gipfel zu stapfen. Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und alpine Erfahrung im Schnee- und Felsgelände sind allerdings Voraussetzung. Wer die letzte alpine Herausforderung bewältigt hat, wird für die Anstrengung mit einem herrlichen Rundblick auf die umgebende Bergwelt belohnt: von der Zugspitze über die vielen Gipfel der Lechtaler Alpen. Man sieht bis ins Flachland von Bayern hinaus.

Abgefahren wird entlang der Aufstiegsspur. Durch die nordseitige Ausrichtung der Tour hält sich der Pulverschnee länger. Die durchwegs steile Abfahrt bietet ein Skivergnügen der Extraklasse. Im unteren Teil sollte man aufpassen, dass man nicht in den neu angepflanzten Jungwald gerät. Erst im allerletzten Stück am Forstweg ist die Schneedecke einmal kurz unterbrochen.