Bühne

Eine „Spielerin“ aus Leidenschaft

Julia Gschnitzer komplettiert den Reigen der „Zeitzeugen“. Eine Begegnung mit einer großartigen Mimin.

Von Alexandra Plank

Innsbruck –Sie lässt all die gelifteten und somit verschlimmbesserten Schauspiel-Diven trotz ihrer 80 Jahre alt aussehen. Julia Gschnitzer, die nicht einmal zum Schminktiegel greift, steht für Authentizität, vor allem aber für Leidenschaft. Leidenschaft für den Beruf der Schauspielerin oder der „Spielerin“, wie Gschnitzer ihren Berufswunsch von Kindesbeinen an bezeichnete. Von ihrer radikalen Auslieferung an ihren Beruf oder vielmehr ihre Berufung konnten sich die zahlreichen Zuhörer im Rahmen der Reihe „Zeitzeugen“ von ORF Tirol und Tiroler Tageszeitung am Dienstagabend im Innsbrucker Casino überzeugen. Moderator Elmar Oberhauser stellte interessante Fragen, hielt unauffällig Gschnitzers Sessel fest, der dem Temperament der Schauspielerin kaum gewachsen war und wegzugleiten drohte, und brachte das Motto des Abends auf den Punkt: Das ganze Leben ist Theater. Gestenreich ließ Gschnitzer die Stationen ihres Lebens Revue passieren und streute dabei so manche Anekdote ein. Gschnitzer stammt aus einer Akademikerfamilie, sie selbst war keine gute Schülerin. „Das Schlimmste war das Stillsitzen, es ist heute noch qualvoll für mich, stundenlang still zu sitzen.“

Die mit dem Titel „Kammerschauspielerin“ ausgezeichnete Innsbruckerin begann ihre Schauspielkarriere am Tiroler Landestheater. Von 1960–90 war sie Ensemblemitglied des Wiener Volkstheaters, dann bis 1994 am Salzburger Landestheater verpflichtet. Zahlreiche Engagements in ganz Österreich und Deutschland folgten. Gschnitzer arbeitete für Hörfunk, Film und Fernsehen (u. a. mit Axel Corti und Reinhard Schwabenitzky). 1995 wurde ihr das Große Ehrenzeichen des Landes Tirol verliehen.

Rückblickend auf ihre große Karriere gibt sich die Schauspielerin bescheiden: „Ich habe immer Glück gehabt.“ Das ist nur die halbe Wahrheit. Die Grande Dame lässt durchblicken, dass hinter ihrem Erfolg viel Arbeit steckt und sie privat für ihren Wunschberuf auf vieles verzichtet hat. „Ich hätte schon gerne Familie gehabt. Aber ich habe gewusst, ich kann mich dem Schauspiel nur 100-prozentig widmen, gespalten bin ich schon durch meine Rollen.“ Was ihr das Theater bedeutet? „Ich schnaufe in meinen Rollen. Als ich das erste Mal Theaterluft geschnuppert habe: mhhh ...“, Geschnitzer saugt genusssvoll die Luft ein.