Eine knisternde Spannung im Auto

Vollkommen geräuschlos, aber alles andere als langsam ist Markus Moll mit seinem neuen Elektroauto im Außerfern unterwegs. Er will ein Pionier für die Elektromobilität sein und nimmt den Mehrpreis in Kauf.

Von Helmut Mittermayr

Reutte –Der Firmenstandort von SMR, einem weltweit tätigen Marktforschungsunternehmen in der Stahlindustrie, ist das Innovationszentrum Reutte. Was lag für Inhaber Markus Moll also näher, als auf die innovative Elektromobilität zu setzen – auch wenn das derzeit praktisch niemand in Österreich tut. Moll hat sich dieser Tage in Innsbruck ein Zweitauto zugelegt, das es in dieser Form in Tirol noch nirgends zu sehen gibt. Der Unternehmer fährt den ersten Opel Ampera, der ausgeliefert worden ist. Ein Elektro-Hybridfahrzeug, bei dem, wenn notwendig, ein kleiner Verbrennungsmotor den Ladezustand der Batterie stabilisieren kann.

„Der Kauf war keine ökonomische, sondern eine emotionale Entscheidung. Bisher waren diese Autos leider alle ‚schiach‘. Endlich gefällt mir einer“, lacht der Außerferner. Knapp 50.000 Euro kostete ihn der Schritt. „Noch immer 20.000 Euro zu viel, für das, was drin steckt. Trotzdem glaube ich, das ist die Zukunft.“ Markus Moll nutzt das Fahrzeug auf Fahrten vom Haus in Ehrwald zum Innovationszentrum in Pflach und zurück. „Diese Kurzstrecke ist ideal. Während ich schlafe, wird in der heimischen Garage an der Steckdose getankt.“ Eine komplette Füllung mit Nachtstrom kostet ihn 1,10 Euro. „Da fahre ich gut gelaunt an Tankstellen vorbei. Die Ersparnis beträgt 90 Prozent gegenüber dem derzeit aktuellen Benzinpreis.“ Moll relativiert aber offenherzig: „Bis sich der Mehrpreis des Autos über das Nichttankenmüssen von Benzin amortisiert hat, müsste ich 269.000 Kilometer fahren.“

Die Reichweite des batterieangetriebenen Fahrzeugs beträgt rund 40 bis 80 Kilometer. Geht es weiter, schaltet sich ein so genannter Range Extender, ein kleiner Benzinmotor, der die Batterie speist, zu. Dann sind sogar 500 Kilometer drinnen. In diesem Punkt unterscheidet sich der Ampera vollkommen von bisher bekannten Elektroautos, wo auch nach kurzer Fahrdistanz eine „Auswärtsübernachtung“ zum Energieauftanken unaufschiebbar wird.

Die Leistung hat es dem sportlichen Fahrer jedenfalls angetan. „Die Beschleunigung ist vergleichbar mit einem 200-PS-Benziner.“ Die Werksangaben attestieren auch wirklich einen Sprint von null auf 100 km/h in neun Sekunden. Für Moll war wichtig, mit dem Elektroauto „nicht herumschleichen“ zu müssen. „Die Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h kann sich sehen lassen, überholen ist null Problem“, freut sich der flotte Fahrer.

Benutzt Moll auf Fahrten zum Flughafen München sein Erstauto, kommt es ihm inzwischen laut wie ein Traktor vor. Im Ampera ist hingegen extra eine Fußgängerhupe für das Ortsgebiet vorgesehen, wenn sich der Wagen für das Ohr unbemerkt anschleicht.

„Für die CO2-Bilanz Österreichs wären solche Autos super. Umso erstaunlicher ist es daher, dass der Staat die Elektromobilität praktisch überhaupt nicht mit Förderungen unterstützt. Bei meinem Wagen wurde nur auf die Nova verzichtet. No na – bei einem Elektroauto ohne Ausstoß.“