Zwei Männer für die harten Fälle
Die BBC-Krimireihe „Sherlock“ sorgt in Europa für Begeisterung. Ab dem 29. April ermittelt der Meisterdetektiv auch im ORF.
Von Sabine Strobl
Innsbruck –Jahrelang wurde das Seriengeschehen von US-Produktionen dominiert, deren Macher einen Erfolg nach dem anderen landeten. Siehe „CSI“, „Desperate Housewives“, „Dr. House“ und Co. Jetzt beginnen die Europäer wieder ein bisschen mitzumischen und eigene Akzente zu setzen, freut sich nicht nur die ORF-Serienchefin Andrea Bogad-Radatz. Für diesen Trend spricht die BBC-Reihe „Sherlock“, die im deutschen Fernsehen schon gepunktet hat und deren dritte Staffel bereits in Planung ist. Benedict Cumberbatch spielt den egozentrischen Meisterdetektiv Sherlock, Martin Freeman den trockenen und nicht weniger schlagfertigen Dr. Watson. Die beiden ungleichen Partner sind mittlerweile im London des 21. Jahrhunderts angekommen und geben sich als Soziopathen. Kommenden Sonntag hat die britische Krimireihe in ORF eins Premiere (22.05 Uhr). Kriegsveteran Dr. Watson zieht bei Superhirn Sherlock in der Baker Street ein. Ihr erster Job ist es, einen Serienmörder zu überführen, der seine Morde als Selbstmorde tarnt.
Wenn Sherlock und Watson nicht durch Londons Straßen eilen, liefern sie sich und der Umwelt blitzschnelle Denkakrobatik und bizarre Wortgefechte, welche die Autoren und Produzenten Mark Gatiss und Steven Moffat mit herrlichem Humor untermalen. Schon vor hundert Jahren hat Sherlock den Beruf „consulting detectiv“ angeführt, der Begriff bekommt natürlich heute eine ironische Note. Ebenfalls sein Laster, das Rauchen, dem er mit Nikotinpflastern frönt.
Arthur Canon Doyle schuf einst die legendäre Sherlock-Holmes-Figur. Legendär wurde auch dessen Methode, mit Beobachtung und kluger Schlussfolgerung Verbrechen aufzuklären. Bereits 1893 ließ der Autor seinen Helden mit seinem bösen Gegenbild James Moriarty in einer Schweizer Schlucht umkommen. 1901 musste er Sherlock nicht nur auf Drängen seiner Mutter wieder zum Leben erwecken. Nach 56 Kurzgeschichten und vier Romanen erschien dann 1927 endgültig die letzte Geschichte. Interpretationen und Wiederbelebungen gab es in der hundertjährigen Rezeptionsgeschichte immer wieder. Das filmische Sherlock-Fieber der letzten Jahre hat sich wieder zurück auf die Literatur übertragen. Vor Kurzem hat der Brite Anthony Horowitz mit „Das Geheimnis des weißen Bandes“ einen viel gelobten neuen Sherlock-Roman vorgelegt.