Frisches Geld für Zelltherapie, weltweite Expansion geplant
Das Innsbrucker Biotech-Unternehmen Innovacell meldet Erfolge bei der Zelltherapie-Forschung, die Zulassung soll schon 2013 erfolgen.
Von Beate Troger
Innsbruck –Das Innsbrucker Zelltherapie-Unternehmen Innovacell rüstet für den internationalen Durchbruch. Zur Bekämpfung der stressbedingten Blasenschwäche haben die Forscher in Innsbruck die Behandlungsmethode mithilfe körpereigener Zellen entwickelt, die in den geschwächten Blasen-Schließmuskel injiziert werden. Die ersten zwei Studienphasen, in denen die Methode an 280 Patienten getestet wurde, sei „sehr erfolgreich“ abgeschlossen worden, berichtet Innovacell-Vorstandschef Ekkehart Steinhuber der TT. Zur Finanzierung der Phase III haben die Hauptaktionäre der Tiroler Hightech-Firma eine Finanzspritze in Höhe von 8,3 Mio. Euro genehmigt, auch die Forschungsförderungsgesellschaft unterstützt Innovacell mit 2,15 Mio. Euro. Der neue Finanzvorstand Rainer Hepberger wird die Finanzierung der Expansion und den Vertrieb verantworten.
In der dritten Studienphase wird die Behandlung an 387 Patienten in ganz Europa getestet, um Verträglichkeit, Wirksamkeit und Dosierung erneut zu bestätigen. Steinhuber zeigt sich zuversichtlich, dass auch Phase III erfolgreich abgeschlossen werde. Geht alles nach Plan, soll die Therapie namens „ICES13“ bereits 2013 in der EU zugelassen werden.
In Phase II habe die Zelltherapie in neun von zehn Fällen nachhaltig Wirkung gezeigt, erläutert Steinhuber, die Behandlung mit den körpereigenen Zellen sei absolut sicher und die „einzige Methode, bei der die Ursache der Inkontinenz beseitigt werden kann“. Gesunde Muskelzellen, die dem Patienten aus dem Oberarm entnommen und im Labor isoliert werden, kurbeln die Regeneration des Blasen-Schließmuskels wieder an. Mit derselben Methode will Innovacell auch Stuhlinkontinenz behandeln. Der Unterschied besteht nur darin, dass die Zellen in den After injiziert werden. „Die klinischen Studien befinden sich in Phase II“, sagt Steinhuber, „die Zulassung wird für 2015 angestrebt.“
Mit der Causa Hannes Strasser habe man abgeschlossen, betont der Vorstandschef. Dem Urologen und früheren Innovacell-Miteigentümer war 2008 vorgeworfen worden, Patienten außerhalb der Studien mit der Zelltherapie behandelt zu haben, Strasser wurde aber schließlich weitestgehend freigesprochen.
Wird die Zelltherapie zugelassen, dann will Innovacell mit der Methode endlich Geld verdienen. Bislang haben die Finanzinvestoren 40 Mio. Euro in die Entwicklung gesteckt. Der Weltmarkt für Inkontinenz wird auf etwa 10 Mrd. Euro geschätzt, etwa jede dritte Frau ist von einer Form von Blasenschwäche betroffen. „Das Potenzial ist riesengroß“, ist Steinhuber überzeugt, „mit unserem Forschungsstand sind wir Mitbewerbern um drei bis fünf Jahre voraus.“ Bis 2020 strebt er einen Umsatz von bis zu 800 Mio. Euro an. Aus den derzeit 20 Mitarbeitern im Innsbrucker Labor könnten 140 werden.