Standort Tirol

Streit um Krankenstände, Tiroler nur 10 Tage krank

Innsbruck – Wirtschaftsvertreter machen wegen Krankenstand-Kosten mobil: WKO-Vize Fritz Amann rief gestern nach der Einführung eines „Teil- ...

Innsbruck –Wirtschaftsvertreter machen wegen Krankenstand-Kosten mobil: WKO-Vize Fritz Amann rief gestern nach der Einführung eines „Teil- Krankenstands“. Dabei sollten Langzeitkranke etwa nach Unfällen, Operationen oder psychischen Erkrankungen für einige Stunden wieder arbeiten gehen. Krankenstände würden die Firmen jährlich 7 Mrd. Euro kosten. Vor wenigen Tagen hatte bereits der Wirtschaftsbund gefordert, am ersten Krankenstandstag kein Gehalt zu zahlen. Das solle Kurzkrankenstände eindämmen.

Die Vermutung, die hinter den Vorschlägen steckt: Es werde viel simuliert, viele Kranke wären doch arbeitsfähig. Michael Huber, Obmann der Tiroler Gebietskrankenkasse, beobachtet das Gegenteil: Die Tiroler sind immer kürzer im Krankenstand. 2011 betrug die durchschnittliche Krankenstandsdauer 10,28 Tage, zwei Jahre zuvor waren es noch 11,13 Tage. Auch die Zahl der ingesamten Krankenstandstage sinkt: So fielen die Tiroler im Vorjahr in Summe 2,89 Mio. Tage aus – rund 6000 Tage weniger als im Jahr zuvor. Huber sagt, dass die Zahl der längeren Krankenstände abnimmt, während die Kurzzeit-Krankenstände bis 3 Tage deutlich zulegen – für ihn ein Indiz dafür, dass sich die Tiroler immer häufiger krank ins Büro setzen und zu früh wieder in die Arbeit gehen. Vom Teil-Krankenstand hält Huber wenig: „Krank ist krank, gesund ist gesund.“

Wie oft simuliert werde, lasse sich nicht beziffern. Allerdings werden 80 % aller Tiroler, die in den Krankenstand gehen, kontrolliert oder vorgeladen. Die ganz große Mehrheit sei tatsächlich nicht arbeitsfähig.

Gewerkschaft und Arbeiterkammer liefen gestern Sturm gegen „Pauschalverurteilung von Arbeitnehmern“ durch die Wirtschaft. Der ÖGB empörte sich, dass kranke Menschen pauschal als Schwindler verunglimpft würden, die AK sprach von „Zynismus“. (wer)