Tiroler Rebellion abgeblasen, ÖVAG stutzte Gewinn-Flügel
Die Volksbank Tirol muss wegen der ÖVAG-Turbulenzen einen Gewinn- einbruch hinnehmen. Vorstandschef Gerhard Schwaiger geht in Pension.
Von Alois Vahrner
Innsbruck –Neben der BTV war die Volksbank Tirol (gemessen an ihrer Bilanzsumme) jahrelang der Gewinnkaiser der großen Tiroler Banken. Im Vorjahr allerdings hat der Riesenverlust des Sektor-Spitzeninstituts ÖVAG. die 1,35 Mrd. Euro versenkt hat, auch die Tiroler massiv getroffen. So brach wegen der nötigen Wertberichtigungen der trudelnden Wiener Bank der risikobereinigte Gewinn (EGT) um mehr als drei Viertel von 6,1 auf 1,5 Mio. Euro ein. Das Betriebsergebnis fiel um 15,7 % auf 8,43 Mio. Euro, die Bilanzsumme blieb mit 1,34 Mrd. Euro fast gleich.
„Wäre die ÖVAG nicht gewesen, hätten wir ein unaufgeregtes Jahr gehabt“, sagt Vorstandschef Gerhard Schwaiger. Positiv sei, dass man die Lasten aus dem laufenden Geschäft schultern konnte und nicht die Kapitalpolster antasten musste. Die Kernkapitalquote liege weiter bei weit überdurchschnittlichen 19 %.
In Summe brach das EGT der Tiroler Geldinstitute im Vorjahr laut Schwaiger (ist auch Obmann der Tiroler Banken) von 200 auf 92 Mio. Euro ein – neben den Gewinnrückgängen auch bei den anderen drei Tiroler Volksbanken vor allem durch das riesige Italien-Finanzloch der Hypo.
Bei der ÖVAG hieß es nicht nur V wie Verlust, sondern seit heuer auch V wie verstaatlicht. Der Bund musste fast eine Mrd. Euro zuschießen und hält jetzt 49 % an der ÖVAG neu, die Volksbanken 51 % (davon die vier Tiroler Institute etwa 8 %). Der Staat wird künftig den Generaldirektor und einen der drei weiteren Vorstände sowie vier der neun Aufsichtsräte stellen. Volksbank-Tirol-Vorstand Markus Hörmann zieht in den Aufsichtsrat in Wien ein.
Künftig muss im Sektor jeder für jeden haften, die Volksbanken werden voll konsolidiert und der ÖVAG umfassende Durchgriffsrechte eingeräumt. Dagegen und dass sie gleich 83 ihrer 145 Mio. Euro Kernkapital zur ÖVAG nach Wien hineinkonsolidieren muss, hatte die Tiroler Volksbank rebelliert und sogar mit dem Austritt aus dem Sektor gedroht. Nachdem der Staat massiven Druck gemacht hat, mussten die Tiroler (die andere Lösungen wie etwa mit der Hypo geprüft hatten) jetzt kleinlaut einlenken. Die Rebellion ist abgeblasen. Die Kundengelder seien so gesichert und man sei weiter selbstständig, versichert Aufsichtsratschef Robert Oelinger.
Dass es mit der von ihm bekämpften Neuordnung zusammenhänge, wollte er nicht bestätigen – mit 1. September geht Langzeitchef Gerhard Schwaiger (seit 22 Jahren) aber mit 62 in Pension. Mit Schwaigers Abgang wird der Vorstand von drei auf zwei Mitglieder verkleinert, Markus Hörmann und Anton Fuchs werden zur Doppelspitze.