Standort Tirol

Zittern verboten: Ein Beruf, der ruhige Hände verlangt

Tätowieren ist mehr als nur malen, erklärt Tamara Rinner. Hygiene und medizinisches Know-how stehen dabei an oberster Stelle.

Von Julian Bathelt

Innsbruck –Wehleidig sollte man nicht sein, wenn man sich auf den Behandlungsstuhl von Tätowiererin Tamara Rinner setzt. Mit etwa 50 Stichen pro Sekunde arbeitet ihr Gerät, mit dem sie ihren Kunden die verschiedensten Motive auf die Haut tätowiert. Die feinen Nädelchen stechen dabei rund einen Millimeter tief in die Haut hinein und setzen ihren Farbstoff ab. Es entsteht ein Kunstwerk, das für immer bleiben soll.

Der Weg ins Tattoostudio sollte daher gut überlegt werden, erklärt Rinner: „Ein Tattoo kann man nur bei einem Arzt mit Laser wieder entfernen lassen. Das ist jedoch nicht zu empfehlen, weil es sehr gesundheitsschädlich ist.“ Warum sich ihre Kunden überhaupt tätowieren lassen, hat ganz unterschiedliche Gründe: „Für viele ist es eine Möglichkeit, persönliche Dinge nach außen zu tragen“, meint Rinner, „oft kann man mit einer Tätowierung Erlebtes oder Schicksalsschläge besser verarbeiten.“

Die ehemalige Büroangestellte betreibt seit über 15 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann ihr Tattoostudio in Innsbruck. Ihr Interesse für das Tätowieren wurde schon als Jugendliche geweckt. „Auf mein erstes Tattoo musste ich bis zu meinem 18. Lebensjahr warten, meine Eltern waren strikt dagegen“, erinnert sich Rinner zurück. Mittlerweile zieren einige Bilder mehr ihren Körper und die Innsbruckerin ist froh, ihr Hobby zum Beruf gemacht zu haben. „Gezeichnet habe ich schon immer gerne, jetzt kann ich das mit meiner Arbeit verknüpfen“, sagt die Tätowiererin.

Neben zeichnerischem Talent komme es beim Tätowieren vor allem auf eine ruhige Hand und soziale Kompetenzen an. Gesundheitliche Risiken und Hautkrankheiten müsse ein Tätowierer frühzeitig erkennen können und bei Kreislaufproblemen oder blutenden Wunden sollte er in der Lage sein, Erste-Hilfe-Maßnahmen zu setzen: „Tätowieren bedeutet Verantwortung. Der Beruf besteht nicht einfach nur aus lustig herummalen“, weiß Rinner. Außerdem muss sich ihr Studio jährlich einer Hygienekontrolle unterziehen.

Die Ausbildung zum Tätowierer ist in Österreich gesetzlich geregelt und umfasst neben einem Praktikum Lehrgänge an Wirtschafts- oder Berufsförderungsinstituten im Ausmaß von mindestens 97 Stunden. Die Inhalte der Lehrgänge bestehen aus mehreren Themengebieten und reichen u. a. von Virologie über Dermatologie bis hin zur Arzneimittelkunde. Abgeschlossen wird die Ausbildung mit einer Befähigungsprüfung. Eine eigene Berufsschule gibt es derzeit noch nicht.

Berufschancen habe man als Tätowierer gute, meint Tamara Rinner: „Obwohl manche Tätowierer immer noch mit Vorurteilen kämpfen, sie hätten eine kriminelle Vergangenheit, ist der Beruf gesellschaftsfähiger geworden. Die Nachfrage nach Tätowierern war schon immer da und wird es auch in Zukunft bleiben.“