Wirtschaftspolitik

Britische Wirtschaft rutscht wieder in Rezession

Wirtschaftskraft sinkt im 1. Quartal um 0,2 Prozent - Regierung will am Sparkurs festhalten.

London - Die britische Wirtschaft kann ihre Krise nicht abschütteln und ist wieder in die Rezession gerutscht. Damit wächst der Druck auf die konservativ-liberale Regierung von David Cameron, die trotzdem ihren harten Sparkurs samt Steuererleichterungen fortsetzen will. Zwischen Jänner und März sank das Bruttoinlandsprodukt überraschend um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie das nationale Statistikamt am Mittwoch mitteilte. Experten hatten hingegen mit einem leichten Plus gerechnet. Bereits Ende 2011 war die Wirtschaftskraft um 0,3 Prozent geschrumpft.

Premierminister Cameron sprach von „sehr, sehr enttäuschenden“ Zahlen. „Die Regierung wird ihre Hände nicht in den Schoß legen und diese sehr schwierige Situation angehen, die ehrlich gesagt gerade noch schwieriger geworden ist“, betonte Cameron im Parlament. Seine Regierung ist dringend auf Wirtschaftswachstum angewiesen, um wie geplant das Staatsdefizit in den nächsten fünf Jahren abzubauen. Finanzminister George Osborne erklärte, man werde am Sparkurs festhalten. „Es dauert länger als erhofft, um sich von der größten Schuldenkrise unserer Zeit zu erholen.“ Den Schuldenberg nun zu erhöhen, würde die Situation aber nur verschlimmern.

Die politischen Gegner von der Labour-Partei und den Gewerkschaften sehen dies ganz anders und fordern ein Umschwenken. „Die Regierung von Torys und Liberalen haben die Warnungen in den Wind geschlagen, dass das Sparen die britische Wirtschaft völlig unnötig zurück in die Rezession treibt“, sagte Generalsekretär Paul Kenny von der Gewerkschaft GMB.

Die Wirtschaft leidet vor allem unter den schwächelnden Dienstleistern. Der Service-Sektor, der mehr als drei Viertel der gesamten Wirtschaftskraft ausmacht, legte nur um 0,1 Prozent zu. Die mächtige Finanzbranche schrumpfte um 0,1 Prozent zum Vorquartal. Die Bauproduktion fiel um drei Prozent und damit so stark wie seit drei Jahren nicht mehr.

Auch die deutsche Wirtschaft war Ende 2011 geschrumpft, dürfte nach Ansicht der Bundesregierung aber schon bald wieder Fahrt aufnehmen. Wirtschaftsminister Philipp Rösler erwartet für 2012 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 0,7 Prozent. Optimisten sagen sogar ein Plus von mehr als einem Prozent voraus. Für Großbritannien rechnet der Internationale Währungsfonds mit 0,8 Prozent. (APA/Reuters)