Der Jul‘s sagt als Wirt den Wörglern leise servus

Julius „Jul‘s“ Patka geht in Pension. Der einstige Profimusiker hat den Wörglern Ende der Siebziger den „Hamburger“ nähergebracht.

Von Wolfgang Otter

Wörgl –Sein umgebauter Citroën war legendär und als Julius Patka – genannt Jul‘s - darin seinen ersten fahrbaren Imbissstand eröffnete, war die Sensation vor rund 40 Jahren in Wörgl perfekt. Auch weil es bei ihm nicht nur Frankfurter gab, sondern auch Hamburger, Pommes frites und Hot Dogs. Das war für viele Wörgler etwas ganz Neues.

Für den 1948 geborenen Wörgler war das jedoch bereits der zweite berufliche Abschnitt. So manche kennen ihn nämlich noch als Profimusiker unter anderem an der Seite des erfolgreichen Musikers Jeremy Faith (Helmut Grabher), der mit „Jesus“ eine Welthit landete.

Bereits in der Hauptschule gründete Patka seine erste Band, mit mehreren Gruppen und an verschiedenen Instrumenten vom Bass bis zum Schlagzeug zog es ihn dann durch mehrere europäische Länder. „Stolz bin ich heute noch darauf, dass ich im ‚Vier Jahreszeiten‘ in München und im ‚Intercontinental‘ in Wien aufgetreten bin. Damals hat auch noch der Bezahlungsmodus gestimmt. Und wir wurden auch wie Künstler behandelt“, erinnert sich Patka.

Letztlich landete er in Niederlanden und hat dort beschlossen, einen Imbissstand zu eröffnen. 1976 war es in Wörgl so weit und er läutete damit den zweiten Abschnitt seines Lebens ein. „Die Idee ist mir gekommen, als ich damals in Holland in allen Straßen die Standl der Kette ‚Brotje van Kotje‘ gesehen habe, die speziell zubereitete Brote verkaufen“, sagt Patka.

Die „Brotje“ hat er auch in Tirol als Partyservice angeboten. „Damit bin ich erst so richtig bekannt geworden.“ Sein Spitzname Jul‘s wurde daraufhin zum Markenzeichen. „Der fahrende Imbissstand hat sofort eingeschlagen. Ich habe Pommes und Hamburger angeboten, das war neu in Wörgl“, schildert Julius Patka. Bald war er mit seinem Citroën auch in anderen Orten unterwegs.

„Ich habe viel gearbeitet. Aber es hat mich menschlich ausgefüllt. Ich hatte das Glück, dass ich immer, wenn ich mich in der Nacht ins Bett gelegt habe, schon wieder auf den nächsten Tag gefreut habe“, erzählt Jul‘s. Die Ära des Würstelstandes ging 2000 zu Ende. „Es haben auch türkische Gastronomen aufgemacht und das war eben wieder etwas Neues. Die Wörgler wollten auch einmal eine Pizza oder einen Kebab essen gehen. Da kann man auch niemandem dafür böse sein“, sagt Patka.

Heute wäre der Erfolg mit einem Imbissstand wie Ende der Siebziger für ihn nicht mehr möglich: „Die Nachfrage wäre nicht mehr so groß, man kennt ja schon alles.“

Der dritte Abschnitt seines Arbeitslebens war schließlich der des Restaurantbetreibers. Zuerst übernahm er das Volkhaus, „das war für mich der Einstieg und Übergang für das Bahnhofrestaurant“, erklärt Jul‘s.

Am Montag wird der 64-J­ährige nun seinen vierten Lebensabschnitt beginnen: Als Pensionist. Patka, Vater von drei erwachsenen Kindern, will dabei wieder an den ersten Lebensabschnitt anschließen: „Ich habe im Keller des Hauses einen Proberaum. Da wird sich der Jul‘s wieder ans Schlagzeug setzen und wieder spielen.“ Auch öffentlich? „Das schließe ich nicht aus, aber eher wird es nicht passieren.“ Aber wie heißt es so schön: Man soll niemals nie sagen.