Architektur

Reise durch die österreichische Dramatik

Von Grillparzer zu Jelinek, von Raimund zu Palmetshofer: Matthias Hartmann stellt das Programm der Burgtheatersaison 2012/13 vor.

Wien –Beim Wettlauf um die Uraufführung hatte das Burgtheater die Nase vorne und so wird das neue Stück der Tiroler Autorin Petra Maria Kraxner seine Uraufführung im Februar 2013 im Vestibül des Burgtheaters erleben. Um kurz danach aber im Tiroler Landestheater realisiert zu werden! Man darf gespannt sein auf Kraxners „Die gesetzliche Verordnung zur Veredelung des Diesseits“, dessen Regie im Wiener Vestibül die bisher als Regieassistentin an der Burg tätige Caroline Welzl übernehmen wird. Die 1982 in Zams geborene, mehrfach mit Preisen bedachte Jung­autorin Petra Maria Kraxner steht, wenn man den am Donnerstag von Direktor Matthias Hartmann präsentierten Spielplan 2012/13 chronologisch betrachtet, am Ende einer stattlichen Liste österreichischer Dramatiker, derer sich das Burgtheater annimmt.

Es gelte, die schwer zu beschreibenden Eigenheiten des „Österreichischen“ in der Ausprägung so unterschiedlicher Autoren wie Raimund, Grillparzer oder Jelinek bis hin zu Ewald Palmetshofer, einem der Erfolgreichsten unter den österreichischen Jung-Dramatikern, auszuloten. Mit Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“, Nestroys „Der Talisman“, Grillparzers wohl verquertestem Bühnenwerk „Die Ahnfrau“, Hofmanns­thals „Elektra“ unter Michael Thalheimers Leitung und, abseits des Österreichischen, mit Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ (Regie: Andrea Breth, in Kooperation mit den Salzburger Festspielen), Molnárs „Liliom“ sowie Tschechows „Onkel Wanja“ stehen Stücke auf dem Programm, die jedem Gymnasialprofessor Freudentränen in die Augen treiben.

Der Bogen der Uraufführungen reicht von den schon erwähnten Autoren Kraxner und Palmetshofer über „Der Komet“ von Justine del Corte, der Ehefrau Roland Schimmelpfennigs, der die Regie übernehmen wird, „Alkoholikerinnen“ von Thomas Vinterberg (Silvesterpremiere!?) bis hin zu Elfriede Jelinek. In ihrem Theatertext „Schatten (Eurydike sagt)“ nähert sich die Nobelpreisträgerin in einer Art monologischen Leidensbeschreibung, wie Regisseur Hartmann andeutet, einer tragischen Frauenfigur. Nicht uninteressant verspricht Frank Castorfs Auseinandersetzung mit Hanns Henny Jahns „Die Krönung Richards III.“ zu werden.

Für das junge Publikum schließlich wird der legendäre Phileas Fogg „In 80 Tagen um die Welt“ reisen und sicher Freude bereiten. Alles in allem ein solides Programm, ohne wirkliche Wagnisse, ganz in der jungen Tradition des Burgtheaters unter Hartmann. (lietz)