Der „Bierkönig“ wohnt ganz bürgerlich

Konrad Sattler verkörpert seit 15 Jahren beim Zillertaler Gauder Fest den Bierpatron „Gambrinus“. Der einstige Chef der „Zeller Volksmusikanten“ hat sich ein ehemaliges Wehrwärterhäuschen ausgebaut.

Finkenberg –Er ist ein König auf Zeit, der Konrad Sattler aus Finkenberg. Seine Regentschaft währt drei Tage pro Jahr. Die drei Tage des Zeller Gauder Festes, das in der kommenden Woche eine Neuauflage erlebt. Der Finkenberger verkörpert bei diesem größten und ältesten Frühlingsfest Österreichs seit 15 Jahren den „Gambrinus“ und thront als solcher auf einem riesigen Bierfass oder schlägt mit dem Meische-Scheit ehrenwerte Bürger zu Mitgliedern der Gambrinus-Freunde, einer seit 2004 bestehenden Bierbruderschaft. Gambrinus war ein flandrischer König, der um das Jahr 800 lebte. Im Brauereimuseum München ist ein Gemälde zu bewundern, auf welchem sich folgender Spruch findet: „Im Leben ward ich Gambrinus genannt, König zu Flandern und Brabant. Ich hab aus Gersten Malz gemacht und Bierbrauen zuerst erdacht. Drum können die Brauer sagen, dass sie einen König zum Meister haben.“

Zurück zum bürgerlichen Konrad Sattler. Der gelernte Elektriker stand im Dienste der Tauerkraftwerke (später Verbund) und hat 1969 ein 1929 errichtetes Wehrwäch­terhaus als Dienstwohnung zugeteilt bekommen. „Es gab im ganzen Haus nur ein einziges Waschbecken und dieses befand sich im Hausgang“, erinnert er sich an den seinerzeitigen „Komfort“. Als er eine Standardverbesserung anregte, biss er auf Granit – das Haus wurde nicht mehr als Notwendigkeit eingestuft. „Aber man bot es mir 1978 zum Kauf an – und da habe ich zugegriffen“, erzählt er.

Heute präsentiert sich das einst kleine Häuschen als stattlicher Bau mit Terrasse, Garten, Loggia und Schwimmbad. „Einen Nachteil hat die sonst traumhafte Lage – im Winter haben wir fast drei Monate keine Sonne“, schildert Mechthild, seine aus Osnabrück stammende (aber seit 45 Jahren im Zillertal lebende) Gattin.

„Bodenständig-konservativ“ stuft Konrad Sattler seinen Wohnstil ein. „Auch beim Austausch meiner Möbel würde ich Holz wählen, aber heller und schnörkelloser“, betont der Finkenberger. Und ergänzt: „Eine kühle Designerwohnung wäre nicht das meine.“ Wobei sein Hauptaufenthaltsraum sein Tonstudio ist, das er sich nach dem Ende seiner Musikerkarriere eingerichtet hat. Er war einst der Bandleader der Connys, die von 1966 bis 1976 in Bars und Gastlokalen im Zillertal zum Tanz aufspielten. Aus diesem Quartett wurden die Zeller Volksmusikanten, denen neben Konrad Sattler Heinz Binder, Max Huber und Karl Lindner angehörten. Heute spielt das Kleeblatt nur noch zum Spaß oder bei privaten Festl‘n. „Aber da haben wir dann immer eine Mords-Hetz“, lacht er.

Fotos aus der Musikerzeit, Musikinstrumente, die Ranzen seiner Zillertaler Tracht und ähnliche Utensilien im Hausgang erinnen noch an diese Ära.

Jetzt frönt der Pensionist anderen Hobbys: der erwähnten Arbeit im Tonstudio, Fahrten mit dem Wohnmobil, außerdem ist der Conny, wie ihn seine Freunde rufen, ein begeisterter Koch, der sogar Brot selbst bäckt. Und, als Gambrinus ist er ja fast verpflichtet dazu, er braut sich selbst sein Bier. „Viermal pro Jahr ein 25-Liter-Fass“, verrät er und erklärt lachend: „Das dafür erforderliche Malz hole ich mir bei der Zeller Brauerei, für welche ich ja als Gambrinus auftrete.“