Drei Chancen für den Vatikan
Drei Bischöfe müssen nachbesetzt werden. Der Vatikan steht dabei im Spannungsfeld zwischen Österreich und der Weltkirche.
Von Wolfgang Sablatnig
Rom –Buchstäblich aus aller Welt strömen Pilger Woche für Woche zur Generalaudienz des Papstes am Petersplatz in Rom. Viele Gruppen werden namentlich begrüßt, Jubel und Applaus branden auf, wenn Benedikt XVI. mit dem Papamobil durch die Reihen der Besucher fährt.
Die Inszenierung ist oftmals probiert und perfektioniert. Hinter dem Schein verbergen sich aber auch bei der römisch-katholischen Kirche Probleme, wie sie bei einem Weltkonzern mit 400.000 Priestern, fast 5000 Bischöfen und Abermillionen Gläubigen zu erwarten sind. Erst diese Woche setzte Benedikt XVI. eine dreiköpfige Kardinalskommission ein, um Lücken im Vatikan und dem Kirchenapparat aufzuspüren, durch die in den vergangenen Monaten wiederholt brisante Dokumente an die Öffentlichkeit gelangt waren. Der Skandal hat einen sehr weltlichen Namen: „Vatileaks“.
Lokale Sorgen wie die in Österreich geraten da oft in den Hintergrund – auch wegen der unterschiedlichen Sprachen und Kultur. Der Papst aus Deutschland kenne die Situation der Kirche in Österreich und Mittel-europa, sagte der Vatikan-Insider und Referent beim Päpstlichen Rat für die sozialen Kommunikationsmittel, Benedikt Steinschulte, jüngst im Gespräch mit österreichischen Journalisten. Ob aber auch die Italiener sich dessen bewusst seien, sei fraglich – ebenso wie die Gefahr bestehe, dass sie die „Sprengkraft“ von Entwicklungen wie der Pfarrer-Initiative unterschätzen.
Im Spannungsfeld zwischen der Weltkirche mit ihren römischen Kongregationen, Räten und Kurienbeamten und den österreichischen Problemen ist die Pfarrer-Initiative mit ihrem Sprecher Helmut Schüller, der seine Anliegen dem Papst persönlich vortragen will, freilich nur ein heikler Punkt. Papst und Vatikan müssen demnächst auch wesentliche Personalentscheidungen fällen. Elmar Fischer, Bischof von Feldkirch, ist bereits im Ruhestand. Der Salzburger Erzbischof Alois Koth-gasser wird am 29. Mai 75 und hat bereits das mit diesem Alter fällige Rücktrittsgesuch eingereicht. Der Grazer Egon Kapellari schließlich ist schon 76. Der Papst hat ihn gebeten, bis 2013 zu verlängern.
Für die Kirche in Österreich können diese Personalentscheidungen Weichenstellungen sein – zum Guten wie zum Schlechten. Auch am Anfang der gegenwärtigen Krise der katholischen Kirche in Österreich standen umstrittene Bestellungen, vor allem die von Hans-Hermann Groër und Kurt Krenn.
Für Vorarlberg gibt es auch einen eindeutigen Favoriten. Generalvikar Benno Elbs, seit dem Rücktritt Fischers Diözesanadministrator, galt bereits vor der Bestellung Fischers im Jahr 2005 als Kandidat. Dennoch dauert das Interregnum nun schon ein halbes Jahr. Was dieses Zögern zu bedeuten hat, ist aber selbst für Vatikan-Experten nur schwer einzuschätzen.
Als möglicher Nachfolger für Kothgasser wiederum gilt der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer.
Wie der Vatikan und der Papst entscheiden werden, ist offen. Kapellari hätte aber zumindest ein Anforderungsprofil für künftige Bischöfe: Sie bräuchten „erhebliche Frömmigkeit“, „erhebliche Intelligenz“ und eine „gewisse Praxis“. Und sie sollten Männer der Mitte sein – nicht der „bequemen Mitte“, sondern einer unbequemen Mitte als „Ort der Vermittlung“.