Natur

Mordalarm im Oberland: Polizei fand bei Bären-Suche halbnackte Leiche

Eine nur mit einer Unterhose bekleidete Leiche beschäftigt das Landeskriminalamt. Der Mann wurde erschlagen und gewürgt.

Von Thomas Hörmann

Spiss – 1,76 Meter groß, 96 Kilo schwer, kräftig, aber nicht dick, blond, etwa 40 Jahre alt, nur mit einer Unterhose bekleidet: So lautet die Beschreibung eines Mordopfers, das derzeit das Landeskriminalamt beschäftigt. „Mehr wissen wir nicht über den Toten. Klar ist nur, dass ein Tötungsdelikt vorliegt“, beschreibt Walter Pupp, Chef des Landeskriminalamtes, die schwierige Ausgangslage für die Ermittler.

Die Leiche wurde am späten Mittwochnachmittag unter skurrilen Umständen bei Spiss nahe der Schweizer Grenze entdeckt. Und zwar indirekt mit Hilfe des Bären M13. „Das Tier hat im Bereich Spisser Landesstraße beim so genannten Anna-Tunnel einen Baum umgeworfen“, schildert Pupp. Der Stamm fiel auf eine Stromleitung und löste einen Brand aus.

Die Folge: Die Einsatzkräfte rückten aus. Während Feuerwehrmänner die Flammen löschten und Tiwag-Techniker die Leitung überprüften, sperrten Polizisten die Straße ab. „Ein Beamter suchte den Abhang mit dem Fernglas nach dem Bären ab. Das Tier entdeckte er nicht, dafür aber eine regungslose Person“, erzählt Pupp.

Minuten später stand fest, dass die „regungslose Person“ bereits tot war. Die Leiche lag etwa 25 Meter unterhalb der Spisser Landesstraße im Bereich des „Gstalda Tobels“.

Dass der unbekannte Mann Opfer eines Tötungsdeliktes geworden war, stand erst am Donnerstagvormittag fest. Die Experten der Innsbrucker Gerichtsmedizin stellten fest, dass der Unbekannte mit einem stumpfen Werkzeug erschlagen worden war.

Die Hiebe trafen den Hinterkopf des Opfers – Schädelhirntrauma. Außerdem entdeckten die Gerichtsmediziner Gewaltmerkmale am Hals des Toten.

Der Mann dürfte bereits vor drei bis vier Tagen gestorben sein. Allerdings nicht am Gstalda Tobel – „der Auffindungsort der Leiche ist nicht der Tatort“, fasst Walter Pupp das Ergebnis der Spurenuntersuchung zusammen.

Entsprechend vermuten die Ermittler, dass die Leiche von der Spisser Landesstraße beim Ostportal des Anna-Tunnels über den Abhang gestoßen wurde und nach etwa 25 Metern liegen blieb. Möglicherweise nützte der Täter eine Ausweiche neben der Straße, um seinen Wagen anzuhalten und sich der Leiche zu entledigen.

Die Spurenexperten entdeckten am Abhang keine weiteren Hinweise oder Gegenstände, die mit der Leiche im Zusammenhang stehen könnten. Auch keine weiteren Kleidungsstücke oder Papiere. „Daher können wir auch nicht sagen, um wen es sich bei dem Toten handelt“, sagt Pupp.

Die Ermittler haben bereits die Vermisstenkarteien durchforstet. Aber ebenfalls ohne Ergebnis: „Es gibt keinen Abgängigen, der zum Toten passen würde.“

Die Beamten haben sich auch mit den Kollegen in den Nachbarländern in Verbindung gesetzt, erhielten aber vorerst keine brauchbaren Hinweise.

Jetzt hoffen die Kriminalisten auf die Hilfe von Zeugen: „Vielleicht ist jemandem vor einigen Tagen ein Auto beim Ostportal des Anna-Tunnels aufgefallen“, erklärt Pupp: „Das könnte uns schon weiterhelfen.“

Detail am Rande: Bärenanwalt Martin Janowsky ist sich keineswegs sicher, dass der Bär den Baum gefällt hat. Dies sei Spekulation.