Austrofred for Bürgermeister

Bühnenpomp und Selbstironie: Austrofred begeistert im Treibhaus.

Von Rene Nuderscher

Innsbruck –Am Samstag gab die menschgewordene Antwort auf Fragen wie „Gibt es hierzulande einen Rock‘n‘Roll-Gott?“ oder „Sind Leggins auch Männerkleidung?“ nach längerer Bühnenpause dem Innsbrucker Treibhaus die Ehre­. Die Rede ist von der österreichischen Reinkarnation der verstorbenen Rock-Rampensau Freddie Mercury: Austro­fred. Nachdem er zwei Bücher geschrieben hatte und, wie er sagt, „fast an das Literaturmilieu verloren gegangen wäre“, konnte man ihn in alter Frische und mit neuem Programm auf der Bühne anhimmeln, wie ein Teenager in der größten Begeisterungsfähigkeit.

Es steht außer Frage: Dieser Mann ist ein einziges Kraftfeld. Wenn andere Künstler nach Bühnenabstinenz noch etwas verhalten und unsicher wirken, lieferte Austrofred an diesem Abend eine Explosion aus Komik und Performance, die ihresgleichen sucht. Das Konzept war dasselbe wie eh und je – eine Bricolage aus überhöhtem Rock‘n‘Roll-Gestus­, Austropop und natürlich Queen. Die Bühne zierte ein großer „Austrofred“-Schriftzug mit Leuchtröhren in alter Digitalanzeigeästhetik. Dieses Utensil wurde dann auch ausgiebig in die Show eingebaut und als neueste Errungenschaft zelebriert. Wie es sich für einen richtigen Star und somit für eine Projektionsfläche für Wünsche des einfachen Mannes gehört, wurde sein Einzug auf die Bühne mit einem heftigen Trommelwirbel­ angekündigt. Es folgten dann knapp zwei Stunden Darbietung, in denen Austro­fred über das Parkett fegte, als wäre er dort geboren­. Die musikalischen Klassiker von Queen, dazu Texte aus dem natürlich nicht peinlichkeitsfreien Fundus des Austro­pop, vorgebracht mit megalomanischem Pathos­, das löst vor allem bei so manchem Mittvierziger Schreikrämpfe aus. Zwischen den musikalischen Ergüssen folgten immer längere Kabaretteinlagen­ des „Champion“ – wie er sich selber betitelt. Pointierter Humor mit Anspielungen auf das aktuelle Geschehen wechselten ab mit Selbstbeweihräucherung und (ironischer) Schmierigkeit. Gleich nach dem ersten Song wollte er – aus gegebenem Anlass – vom Publikum wissen, ob nicht er der neue Bürgermeister werden solle. Die Menge johlte. Komplettiert wurde die Performance durch den obligatorischen Oberlippenteppich und an Kitsch kaum zu überbietender Glamrock-Kostümierung, die, wohlgemerkt, dreimal gewechselt wurde und jedes Mal ein bisschen mehr nach dem pompösen Glamour der 80er-Jahre aussah.

Austrofred ist eine Kunst­figur­, geschaffen von Franz Adrian Wenzl, dem Sänger der Wiener Band Kreisky. Er ist einer der umtriebigsten­ Künstler Österreichs, ein Workaholic, der neben Musik­ und Literatur inzwischen auch das Fernsehen­ entdeckt hat. Es sind also reichlich Rollen­, die er spielt – getreu dem postmodernen­ Credo „Wir sind viele“.