Europa League

Bilbaos Fußball-Gallier stellen die Gesetze des Marktes auf den Kopf

Europa-League-Finalist Athletic Bilbao zeigt den Groß-Clubs im Verinsfußball, dass es auch ohne millionenschwere Transfers geht.

Bilbao – Wir befinden uns im Jahre 2012. Ganz Fußball-Europa wird von der Kommerzialisierung des Sports überschwemmt ... Ganz Fußball-Europa? Nein! Ein von unbeugsamen Basken geführter Verein hört nicht auf, den millionenschweren Großclubs Widerstand zu leisten.

Die Geschichte von Athletic Bilbao ist der Grundidee in den Asterix-Comics nicht unähnlich. Während sich die Gallier der römischen Besatzungsmacht in zahleichen Abenteuern erwehrten, kämpfen „Los Leones“ (die Löwen) gegen die finanziellen Mechanismen im europäischen Club-Fußball.

Am Donnerstagabend fixierte Bilbao mit einem 3:1-Heimsieg und einem Gesamtscore von 4:3 gegen Sporting Lissabon den Einzug ins Europa-League-Finale. Besonders beachtlich: Im Kader der Spanier stand kein einziger Legionär, genauer gesagt stammen alle Kicker im 25-Mann-Kader aus dem Baskenland oder wurden in der eigenen Jugend ausgebildet. Vereinsphilosophie bei Athletic Bilbao, die Erfolg hat. Als eine von drei Mannschaften - neben Real Madrid und dem FC Barcelona - spielte man stets in Spaniens höchster Spielklasse. Acht Meistertitel und 24 Pokalsiege können sich Bilbaos Kicker auf die Fahnen schreiben.

Zum Vergleich: Gemessen an der Einwohnerzahl im Einzugsgebiet müssten in Österreich Rapid oder die Austria nur mit Spielern aus Wien und Umgebung kicken. In Zeiten, in denen für mittelmäßige Legionäre mehrere hunterttausend Euro auf den Tisch geblättert werden, ein kaum umsetzbares Konzept. Ein Konzept, das nicht von kurzfristigen Erfolgen lebt. Der letzte Titelgewinn liegt bei der Elf von Star-Coach Marcelo Bielsa mittlerweile auch schon 28 Jahre zurück.

Bilbaos Fans nehmen das allerdings ohne Murren zur Kenntnis. „Los Leones“ stehen für Stolz, Leidenschaft und auch irgendwie stellvertretend für den baskischen Widerstand gegen die Zentralisierung in Madrid. Der Verein lebt von der Loyalität des gesamten Umfeldes. Der Großteil der Kicker trägt während seiner gesamten Karriere das rot-weiße Athletic-Trikot.

Darum wäre es Bilbao zu vergönnen, wenn es am 9. Mai in Bukarest nach dem Finale gegen Liga-Konkurrent Atletico Madrid die Europa-League-Trophäe in die Luft stemmen dürfte. Einfach nur, um zu zeigen, dass es im modernen Fußball auch anders geht. (tt.com)