Gefühle sind nicht kitschig
Jazz-Wunderkind Norah Jones macht mit „Little Broken Hearts“ einen großen Schritt in ihrer künstlerischen Entwicklung.
Von Sabine Theiner
Innsbruck –Danger Mouse hat es getan: Er hat dem zarten Pflänzchen Norah Jones das etwas staubige Streberimage der Blue-Note-Schule abgewischt, das ihr seit dem Beginn ihrer fulminanten Karriere als Jazzsängerin anhaftet. Selbst erfolgreicher Musiker und Produzent, hat er das neue Album der Tochter des indischen Musikers Ravi Shankar, „Little Broken Hearts“, produziert und arrangiert. Mit dieser Scheibe löst sich die mehrfache Grammy-Preisträgerin endgültig von ihrem mädchenhaften Image.
Die beiden kennen sich seit dem Mouse‘schen Projekt „Rome“ vom letzten Jahr. Drei Nummern hat sie für diese Hommage an den Italo-Western eingesungen. Gut, dass sich die beiden kennen gelernt haben, denn das beschert der Welt nun dieses vertonte Kleinod, das Norah Jones ohne Brian Burton in dieser Form wohl nie aufgenommen hätte.
„Little Broken Hearts“ dreht sich von A bis Z um Liebeskummer. Es geht um Untreue, Trennung, Schmerz, Elend. Eigentlich ist das ein mühsames Thema: Viel Kummer muss durchlitten werden. Hier aber darf Gänsehaut sein, denn die Songs beschreiben zutiefst menschliche Gefühle auf sehr intime Weise. In der ganzen Misere gibt es aber auch Hoffnung, und die sieht bei Jones so aus, dass die gebrochenen Herzen mit Messerchen bewaffnet den Rachefeldzug antreten („Little Broken Hearts“).
Dass man als Hörer nicht in einer Tränenpfütze ersäuft, liegt an der stilsicheren musikalischen Aufbereitung von Brian Burton. Jones trägt ihre traurigen Balladen vor und wird dabei vom Produzenten stilsicher und unverfänglich durch den seelischen Morast gelotst. Die ätherische Fluffigkeit der Songs und die Feinheit im Klang verhindern ein Abdriften in ein kitschiges Lamento. Feine Arrangements, sanfte Beats, dezent rockige Ansätze, ein paar Tropfen Klavier und ein wehmütiges Cello weben sich gekonnt in Jones’ samtigen Gesang.
Die Sängerin blüht in dieser musikalischen Landschaft richtig auf und klingt streckenweise wie Francoise Hardy oder Nina Persson von den Cardigans. Burton drückt der Künstlerin zwar seinen Stempel auf, macht das aber vornehm. So, dass die Interpretin im Vordergrund glänzen kann. Als Hörer sollte man sich aber nicht in emotionaler Schräglage befinden, denn dieses Album kann einem ziemlich nahegehen.