Erster Sprung ins kühle Nass
Die Badesaison in Tirol ist gestartet. Frühmorgens herrschte bereits reger Betrieb im Schwazer Schwimmbad.
Von Verena Hofer
Schwaz –Ein langer Schatten liegt über dem Schwazer Schwimmbad. Vor der Eingangstüre herrscht Einsamkeit. Ein wenig abseits sitzen drei Mädchen, die auf das Öffnen der Türe für die neue Schwimmsaison warten. Gitti, Maria und Anneliese haben ihnen etwas voraus, sie ziehen bereits munter ihre Runden im Wasser. „Es ist nicht einmal kalt“, wird einem aus dem kühlen Nass zugerufen. So glauben mochte man das nicht, da in kurzen Hosen mit Jacke zu dieser morgendlichen Stunde gefroren wurde.
Seit rund 25 Jahren haben die Besitzer einer Saisonkarte oder des 10er Blocks die Möglichkeit, bereits um acht Uhr ins Schwazer Bad zu kommen. Zwischen zehn und mehr als zwanzig Personen machen täglich von dem Angebot Gebrauch. Die Damen haben hier eindeutig die Oberhand, Männer sind nur vereinzelt zu sehen.
In seine 33. Saison als Bademeister ist Paul Gufler gestartet. Er gehört ebenso schon fast zum Inventar des Schwimmbads wie die 93-jährige Georgine. Sie ist die älteste der eingefleischten Frühschwimmer. Nach dem täglichen einstündigen Training im Fitnessstudio ist Gine, wie sie von ihren Freunden genannt wird, im Schwazer Bad anzutreffen. Jedoch nicht im beheizten Becken, sondern im kalten Gewässer des Turmbeckens. Aufgrund eines Schnupfens konnte sie ihre Badesaison noch nicht starten, aber zur Eröffnung des Bads ist sie natürlich erschienen.
Eine Stunde später ist es so weit. Auf der Terrasse ist ein großes Frühstück vorbereitet. „Eine langjährige Tradition“, merkt der Bademeister an. Der Start in die neue Saison wird gebührend gefeiert. „Unser Schwimmbad hat als Erstes in Tirol aufgesperrt“, erklärt Bürgermeister Hans Lintner stolz. Die Kleidung hat sich nun verändert. Von den Badeanzügen ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Getragen werden jetzt lange Hosen und Jacken, um einer Verkühlung vorzubeugen.
Annemarie und Erni erzählen, dass sie schon seit Ewigkeiten zum Frühschwimmen ins Schwazer Bad kommen. „Ob Regen, Schnee oder Sonne: Jeden Tag treffen wir uns um acht Uhr“, sagen die Schwazerinnen und ergänzen, dass die täglichen Treffen für sie bereits ein Fixpunkt im Leben sind.
An sonnigen Tagen bevölkern zwischen 2300 und 2700 Besucher das Schwazer Bad. 1,6 Millionen Liter Wasser werden für die Befüllung der Becken benötigt, wobei es nur eine Heizung gibt. Der Bademeister merkt an, dass die Wassertemperatur bei 21 Grad liegt. „Wenn ich 22 behaupten würde, dann hätte mir niemand geglaubt“, gibt Gufler augenzwinkernd zu. Kurz wird darüber diskutiert, warum von der Stadt keine zweite Heizung eingebaut wird. „Es ist ja kein Hallenbad“, wird den eifrigen Schwimmern erklärt.
Viel wird am Eröffnungstag gelacht und gescherzt. „Die Bademeister sind nette Männer“, betonten die Damen der Schwimmgruppe. Mittlerweile haben sich auch die jungen Mädchen im Schwimmbad eingefunden, es ist bereits nach neun Uhr. Sie wollen den ganzen Tag im Schwimmbad verbringen. Nach dem ersten Sprung stellen sie fest, dass das Wasser noch ein wenig kühl ist.