Pflegeleitung im „Guten Hirten“ wirft das Handtuch
Dauernde Kündigungen der Führungsebene – für Bürgermeister Alois Oberer ist Personalwechsel eine Normalität für jeden Betrieb.
Von Helmut Mittermayr
Reutte –Das Reuttener Se-niorenheim ist mit 60 Bewohnern voll belegt – an sich ein gutes Zeichen. Nur Ruhe gibt es im Haus in der Allgäuer Straße wieder einmal keine. Pflegedienstleiterin Maria Luise Witting hat überraschend gekündigt und das Haus verlassen, ihre Stellvertreterin sich aus der Führungsebene ins normale Glied zurückreihen lassen. Damit setzt sich der Dauerwechsel der Führungskräfte fort. Die ehemalige Heimleiterin und Pflegedienstleiterin (in Personalunion) Alfreda Kleinhappel kündigte im Jänner 2011. Im November 2011 verließ Heimleiter Martin Gogl das Haus. Nur wenige Monate später gibt jetzt Maria Luise Witting schweren Herzens, sie war seit 2004 dort beschäftigt und leitete den Pflegedienst seit einem Jahr, den Hirtenstab ab.
Bürgermeister Alois Oberer sieht im Personalwechsel ein Stück „Normalität, die doch in jedem Betrieb vorkommt“. Er macht „rein persönliche Gründe Wittings“ dafür verantwortlich und tritt damit auch Spekulationen entgegen, dass die „Handschrift“ des neuen Heimleiters Paul Barbist eine Rolle gespielt haben könnte. „Es gibt überhaupt kein Problem im Seniorenzentrum. Wir sind endlich voll belegt, das sagt doch wirklich alles.“
Auch die emotionale Vorsprache mehrerer Mitarbeiter des Altenheimes nach dem Abgang Wittings, die eine Art Überforderungsanzeige bei Oberer inklusive Hunderter aufgelaufener Überstunden deponierten, beunruhigt den Gemeindechef nicht: „Das ist doch normal, dass die eine Seite immer mehr Personal fordert, die andere bremst. In meiner Zeit bei Plansee war das auch nicht anders.“
Auch gewisse Reibungsflächen seien verständlich, wenn es zu Umstrukturierungen, wie gerade von Barbist eingeleitet, komme. „Wir sind auf dem richtigen Weg. Das wird sich alles wieder legen“, ist sich der Marktchef sicher. Er freue sich, wenn der „Gute Hirte“ als erstes Haus Österreichs nach der Eden-Alternative zertifiziert werde. Aber gerade die Eden-Philosophie soll Witting unter den neuen Rahmenbedingungen als nicht mehr umsetzbar gesehen haben, heißt es aus dem Seniorenzentrum. Diese Philosophie basiert auf zehn humanistischen Werteprinzipien, die im Alltag gelebt werden. Die Fürsorge für Bewohner und Mitarbeiter steht dabei an erster Stelle.
Oberer räumt ein, dass die Arbeitsbelastung in einem Altenheim besonders groß ist. Ihm schwebt ein neues Gesundheitszentrum vor, in dem mobile Pflege und Altenheime zusammengefasst wären. „Hier gäbe es auch mehr Erfolgserlebnisse für die Angestellten“, sagt er.
Sozialausschussobfrau Elisabeth Schuster glaubt, dass der dauernde Wechsel in der Führungsebene des Seniorenzentrums auch Zufall sein könnte. Die Vizebürgermeisterin ist zufrieden: „Im Heim läuft alles gut. Paul Barbist macht eine super Arbeit.“ Derzeit sind im „Guten Hirten“ 61 Personen beschäftigt, viele davon in Teilzeit.