Mit einem schwarzen Filzstift für ein buntes Innsbruck
Mit einer spektakulären Aktion sorgte Norbert Pleifer, Leiter des Innsbrucker Treibhaus, für frischen Wind im stürmischen Wahlkampf. Nun legt er nach bzw. löst auf.
Innsbruck – Noch einmal „greift“ Norbert Pleifer in den Wahlkampf ein. Zuerst plakatierte er über die Wahl-Poster der in der Bürgermeister-Wahl unterlegenen Spitzenkandidaten.
Unverholen gab er eine Wahlempfehlung ab, symbolisiert durch zwei Rosen und ein Basilikum-Büschel. Doch dem Innsbrucker Fixstern in der Kunst- und Kulturszene geht es um mehr, als banales Wahlkampfgeheul, was genau, erklärt er in einem offenen Brief selbst:
„friends, romans, countrymen
lend me your ears....
versprochen: dann geb ich ruh.
dafür bin ich bekannt ....
Präpotent behaupte ich: Kein Wahl-Plakat zur Innsbruck-Wahl und war es noch so groß und bunt, hat den Wahlk(r)ampf so sehr geprägt wie meine Schwarz-Plakat-Aktion. „Bitte keinen schwarzen Bürgermeister“ mitsamt versteckter Wahlempfehlung für eine Bürgermeisterin hat Verwirrung gestiftet, Gelächter geerntet und zu unzähligen Diskussionen angeregt - kurzum: das Plakat hat im besten Sinn politisiert: der Wahlbeteiligung wirds nicht schaden, hoff‘ ich.
Gleichzeitig durfte ich die hitzige Debatte um die Wahlkampfkosten auf süffisante Art und Weise karikieren. Dass man nämlich mit ein bißchen Phantasie und Poesie mehr Zündstoff in eine Auseinandersetzung bringen kann als mit dem größten Wahlkampfbudget, das je in einer Kleinstadt verpulvert worden ist.
Dass ich dabei sogar die Jung-Schwarzen zu ihrem Schuhplakat angesteckt habe, hat das zusätzlich erfrischt. Wobei das Symbol von geworfen Schuhen im arabischen Raum eine politische Sprengkraft hat, die meine jungen (Facebook-) Freunde wahrscheinlich auch nicht zu Ende gedacht haben.
Außerdem war ich wohl der einzige, der die Wahlkampfkosten sowie die Herkunft der Gelder offengelegt hat: 230 Euro – plus zwei Kübel Tapeten-Kleister, gestiftet von namhaften Kabarettistenkollegen.
So manche werfen mir grünrotes Gelbfieber und einseitige Parteinahme vor. Denen geb‘ ich Recht. Aber: Ich hab‘ meine Meinung niemandem aufgezwungen, sondern zum Mitgestalten förmlich aufgerufen.
Verblüffend: ein schwarzer! Filzstift reicht, und das Plakat ist mit einem oder zwei Strichen auf den Kopf gestellt oder auf den eigenen Geschmack umgebaut – eine entlarvende Nebenpointe zum Waschmittelwahlkampf der Weissen Riesen.
Viele gehen nicht zur Wahl. Die einen aus Protest, die anderen aus Bequemlichkeit. Die dritten weil sie glauben, es gäbe eh keine Wahl bzw. nur eine Wahl zwischen ÖVP und ÖVP in Internetforen zugespitzt auf eine Wahl zwischen Pest und/oder Cholera.
All denen widerspreche ich.
Erstens: Lasst doch die Demokratie nicht im Stich, mischt euch ein.
Zweitens lichtet sich das Schwarz in schwarzblau und grüngelb.
Und drittens: Der Unterschied ist vielleicht nur winzigklein, aber es gibt ihn.
Es ist die Wahl zwischen einem Mann und einer Frau an der Spitze der Stadt.
Wenn das kein Unterschied ist....
Grüsse aus Hildesheim
NORBERT K PLEIFER
PS: eine Anmerkung zur privaten Befindlichkeit.
Da hat mir doch echt der Kritzinger von der ÖVP-Kukident-Fraktion geschrieben und mir ewige Jugend versprochen, wenn ich - eh scho wissn. Nur: Ich fühl mich plötzlich so alt, seit der ÖVP-Seniorenbund um meine stimme buhlt und mit dem Aufnahmeformular ins Malfatti-Heim winkt.
Ähnlich geschockt: als die erste Mitarbeiterin an der Treibhausbar mich mit SIE angesprochen hat.