OP-Listen im Internet als Heilmittel gegen Benachteiligung
Patienten sehen bald im Internet, wer wie lange auf eine Operation warten muss. Die transparente OP-Liste soll heuer in Tirol eingeführt werden.
Von Matthias Christler
und Marco Witting
Innsbruck –Ein Patient zweiter Klasse? Vielleicht. Bestimmt aber einer, der seinen Operationstermin lange planen kann. Denn auch in Tirol müssen Patienten auf bestimmte Eingriffe an den Krankenhäusern teilweise Monate warten. Wie lange die Warteliste ist, das soll künftig im Internet aufrufbar und einsehbar sein. Damit will das Gesundheitsministerium auch auf den Vorwurf der Zweiklassenmedizin eingehen.
Im vergangenen August sorgte eine Untersuchung des Vereins für Konsumenteninformation für Aufregung – die TT berichtete. Damals heftig in der Kritik waren auch Spitäler in Tirol. Privatpatienten kamen hier teilweise um 16 Wochen früher zu einem Termin. In der Landesregierung hofft man, hier eine Verbesserung für die Patienten zu erreichen, wie es der zuständige Landesrat Bernhard Tilg (VP) nennt. Die Einführung einer transparenten OP-Liste ist Teil des Regierungsübereinkommens.
In Tirol ist man gegenwärtig damit beschäftigt, eine gesetzliche Grundlage zu schaffen. Während in Niederösterreich der Landtag bereits grünes Licht gab, wird eine „entsprechende Tiroler Regelung jedenfalls noch im Laufe dieses Jahres in Kraft treten“, sagt Tilg. Zumindest in den Sonderfächern Augenheilkunde, Orthopädie und Neurochirurgie sind dann Wartelisten für geplante OPs zu führen, sofern die Wartezeit vier Wochen übersteigt.
Tilg erwartet mit der Liste „eine steigende Sensibilisierung im Hinblick auf eine allfällige bevorzugte Reihung von privat versicherten Patienten“. Je nach Art des geplanten Eingriffs können für die Reihung der Patienten unterschiedliche medizinische Kriterien künftig eine Rolle spielen.
Am Landeskrankenhaus Innsbruck werde unabhängig von einer transparenten OP-Liste mit einem System zur OP-Koordinierung versucht, die Wartezeiten zu verkürzen, sagt Tilak-Sprecherin Teresa Lackner. In bestimmten Bereichen – etwa bei Katarakt-Operationen (grauer Star) und bei Bandscheibenoperationen – sei das durch interne Umstrukturierung bereits gelungen. „Selbstverständlich kommen akute Fälle mit hoher Dringlichkeit immer sofort an die Reihe“, ergänzt Lackner.
Privatpatienten, die vorgereiht werden, haben auch beim Tiroler Patientenanwalt Birger Rudisch für Unmut gesorgt. Es habe Beschwerden deswegen gegeben. In Tirol hat er auf Nachfrage bei den Krankenanstalten verschiedene Antworten bekommen. „Manche haben zugegeben, es zu machen. Andere verneinten das, machten es aber trotzdem“, sagt Rudisch.
Jede Maßnahme, um die Ungerechtigkeit bei den Wartezeiten zu verhindern, begrüßt er. Ein Punkt bei der transparenten Warteliste ist für ihn aber noch zu hinterfragen: der Datenschutz. „Die Bevorzugung kann nur mit einer gewissen Transparenz bekämpft werden. Der Schutz der Gesundheitsdaten muss dabei aber aufrechtbleiben. Wie dieser Spagat geschafft werden kann, darauf bin ich gespannt.“