Innsbruck-Wahl

Die Friedenspfeife muss noch warten

Sowohl Oppitz-Plörer als auch Platzgummer sehen der Bürgermeisterstichwahl morgen siegessicher entgegen. Trotz des heftigen Schlagabtauschs im Wahlkampf blitzen schon Versöhnungsstrategien für die Zeit danach durch.

Von Manfred Mitterwachauer und Peter Nindler

Innsbruck –Der eine kommt um 9.30 Uhr mitsamt seiner Familie zum gemütlichen Brunch, die andere lässt um 11 Uhr ihr Unterstützerkomitee für Lobesreden aufmarschieren. Der Innsbrucker Bürgermeisterstichwahlkampf geht gestern zu Ende, wie er begonnen hat. Mit wohlüberlegten medialen Inszenierungen der Spitzenkandidaten Christoph Platzgummer (ÖVP) und Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck). Beide geben sich siegessicher, lächeln in jede Kamera. Hinter ihrem Lächeln wissen beide ganz genau, dass das Rennen knapp werden dürfte.

Den Anfang bestreitet gestern Herausforderer Platzgummer. Er fühle sich bestätigt. In dem, was seine Konkurrentin am Donnerstag verkündet hat – nämlich ein Bündnis zwischen Für Innsbruck und den Grünen. „Das ist für viele Menschen ein Experiment.“ Ob es funktionstüchtig sei, sei erst abzuwarten – primär stecke Wahltaktik dahinter, urteilt Platzgummer. Und das sei „alte Politik“. Er und seine ÖVP würden nicht nur viele Unterschiede zu dem gelb-grünen Duo aufweisen, sie seien auch die Wahlsieger des 15. April. Und als solche könne er als neuer Bürgermeister „ein Gegengewicht“ zu Gelb-Grün sein. Am Sonntag stünden schließlich nicht eine Koalition, sondern zwei Personen zur Auswahl. Dass ihm die Bürgermeisterin in einem Brief „Rassismus unterstellt hat“ – die TT berichtete –, sei „ein unrühmlicher Höhepunkt“ des Wahlkampfes gewesen. Er lasse sich jedenfalls nicht in eine Ecke stellen, sagt Platzgummer.

Grünen-Chef Georg Willi übt derweil scharfe Kritik an Platzgummers Brotberuf: „Er wurde vor wenigen Monaten Leiter einer der zentralen Abteilungen im Land, der Landesentwicklung, hat sich aber gleich für den Wahlkampf in Innsbruck beurlauben lassen.“ Spätestens seit Platzgummers Ankündigung vor einer Woche, er werde auf alle Fälle der neuen Stadtregierung angehören, hätte das Land seine Funktion neu ausschreiben müssen“, fordert Willi. Platzgummer kann die Aufregung des Grünen nicht nachvollziehen: „Derzeit bin ich beurlaubt – diese Frage ist noch zu klären.“

Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer erklärt indes ihrem breit gefächerten Unterstützerteam, dem sie gestern zum Abschluss noch einmal herzlich dankt, wieso sie sich für Gelb-Grün entschieden habe: „Ich verstehe, wenn beim einen oder anderen diese klare Aussage vor der Wahl für Verwunderung sorgt. Es ist aber nicht meine Ansage, dass die Grünen automatisch in die Opposition sollen.“ Sie wolle diese Kraft in einer Koalition sehen. Deshalb seien die Grünen von Beginn an mit ihr am Verhandlungstisch der neuen Koalition dabei.

Den Wähler-Brief wolle sie nicht weiter kommentieren – die Aufregung ihres Konkurrenten halte sie aber „für maßlos übertrieben“. Offenbar, so Oppitz-Plörer, habe man die ÖVP mit der gelb-grünen Ansage „auf dem falschen Fuß erwischt“. Angesichts ihrer bisherigen Leistungen im Bereich der Integration brauche sie sich „nicht zu entschuldigen“. Einen allfälligen neunten Stadtsenatssitz würde man in jedem Fall vor den Höchstgerichten „beeinspruchen“. Wie berichtet, herrscht Rechtsunsicherheit, ob dieser bei einer Aufstockung des Stadtsenats der FI-Liste oder Rudi Federspiel zustünde. Zuerst trete sie aber am Sonntag an, um Bürgermeisterin zu werden.

Bis Sonntag bleibt die Friedenspfeife zwischen den beiden Kandidaten also kalt. Aber was ist am Tag danach? Hier lassen Oppitz-Plörer und Platzgummer erste Zeichen einer möglichen Versöhnung durchblicken. So will Platzgummer ungeachtet allen Streits alle zu Verhandlungen einladen und „jedem die Hand reichen“. Oppitz-Plörer indes schließt eine Koalition ohne die ÖVP als „nicht sinnvoll“ aus. Denn im Stadtsenat benötige es „jede Kraft“, also auch die der ÖVP. Realistisch ist für sie – gemäß Kräfteverhältnissen im Senat – eine Koalition FI/Grüne/ÖVP, aber auch ein Vierer mit der SPÖ.