Wenn der Auerhahn wieder in Liebe entbrennt
Der Frühling weckt Gefühle. Auch im Tierreich. Liebestolle Auerhähne verwechseln während der Balz schon mal Menschen mit Hühnern.
Von Margret Klausner
Innsbruck –Bei einem Spaziergang durch den Wald wird das fröhliche Vogelgezwitscher in diesen ersten Frühlingstagen oft durch ganz besondere Schnalzlaute – sie ähneln auch dem Wetzen einer Sense – unterbrochen. Es sind Auerhähne, aber auch Birkhähne, die sich auf Brautschau befinden.
Vor allem im Morgengrauen fallen die Rivalen auf verschiedenen Balzplätzen ein und liefern sich ein beeindruckendes Schauspiel. Mit großem Imponiergehabe und viel Flügelschlagen erobern die prächtig gefiederten Hähne ihre angebeteten Hühner – diese sind übrigens schlicht braun – und sind dabei nicht zimperlich. Sichtbares Zeichen der Balzzeit sind übrigens die so genannten Balzrosen – die roten Hautgebilde oberhalb der Augen schwellen während der Balz deutlich an, die Vögel sind schon von Weitem zu sehen.
Mit rund einem Meter Höhe und eine Flügelspannweite von bis zu 90 Zentimetern ist der Auerhahn der größte in Tirol heimische Wildvogel. Sein kleinerer „Bruder“, der Birkhahn (landläufig Spielhahn genannt), ist zwar nur ungefähr so groß wie ein Haushuhn, aber sein Balzgehabe ist nicht minder beeindruckend.
Wenn auch die Vögel hauptsächlich im Morgengrauen ihre „Gstanzln“ singen, sind viele auch noch während des Tages im Liebestaumel und balzen meist auf einem Baum sitzend, was das Zeug hält. Der Adressat der Balzerei ist aber nicht zwangsläufig eine Henne. Im Liebestaumel hat da schon der eine oder andere Auerhahn seine Angebetete mit einem Menschen verwechselt. „Ein solches Verhalten ist nicht ungewöhnlich. Immer wieder gibt es solche Hähne, die in der Balz eigenartig reagieren“, weiß Landesjägermeister Karl Berktold. Gefährlich sei das aber nicht, beruhigt er. Je nach Witterung beginnt die Balzzeit der Vögel im März und dauert bis in den Juni hinein. Ist der Auer- bzw. Birkhahn auf Brautschau, sieht und hört er in dieser Zeit nichts mehr. Dass es da zu einer Verwechslung kommen kann, ist also durchaus verständlich.
Ein solcher eher ungewöhnlicher Hahn lebt übrigens am Rauhen Kopf in Kirchberg. Der Vogel dreht in der Balz regelmäßig durch und springt Wanderern schon mal auf den Rücken. Auch ein Rodler war schon Objekt seiner Begierde – dieser stürzte von seinem Schlitten, dafür rodelte der Auerhahn ein Stück ins Tal.
Zu Verletzungen kommt es bei solchen Begegnungen übrigens nicht. Der Vogel schlägt nur mit dem Flügeln. „Wird man von einem Hahn angegriffen, kann man ihn mit einer Jacke oder einem Tuch vertreiben. Bitte auf keinem Fall mit einem Stock zuschlagen“, appelliert Landesjägermeister Berktold an die Wanderer. Es gäbe keinen Grund zur Panik, der Vogel ist nicht aggressiv, sondern nur verwirrt.
Während übrigens in vielen Regionen Europas die Bestände immer mehr sinken, gibt es in Tirols Wäldern einen gesunden Bestand an diesen Raufußhühnern. Dazu zählen nicht nur Auer- sowie Birkhähne, sondern auch Schneehühner. Im Fünfjahrestakt wird ein so genanntes Raufußhuhn-Monitoring durchgeführt und werden im ganzen Land die Vögel von den Jägern gezählt. Ausgewertet wird dieses am Institut des bekannten Wildbiologen Friedrich Reimoser. Bei der letzten Zählung im Jahr 2010 wurden beim Auerwild 5388 Stück (2674 Hähne, 2714 Hühner) sowie beim Birkwild 18.307 Stück (10548 Hähne, 7759 Hühner) gezählt. Bei den Auerhähnen ist das im Vergleich zum Jahr 2005 ein Anstieg um 813 Stück, bei den Birkhähnen um 1382 Stück – zur Freude des Landesjägerverbandes.