Umspielt, attackiert, umarmt

Akademie St. Blasius stellt neues Huber-Werk vor und holt Schöch für Brahms.

Innsbruck –Taktwechsel, satzübergreifende motivische und rhythmische Verzahnung, Verlangsamung/Beschleunigung und ironische Einsprengsel sind einige Kennzeichen in Michael F. P. Hubers Harfenkonzert op. 50. Und ganz und gar Huber ist die bewusste Anknüpfung an traditionelle symphonische Formen, Haltungen und Orchestrierungsansätze, die ihm offensichtlich mehr Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bieten als konzeptuelles Arbeiten.

Hubers ereignisreiches Harfenkonzert demonstriert seine handwerkliche Könnerschaft und seinen Ausdruckswillen, auch die erfolgreiche Übersetzung anspruchsvoller Strukturen in (vermeintlich) allgemein zugängliche Musik. Die Akademie St. Blasius unter Karlheinz Siessls Leitung hat das glänzende Werk am Montag im Stadtsaal zur Uraufführung gebracht und dabei aufblühen lassen. Der Ton H („Harfe“) wird von den taktwechselnden Kurztönern Glockenspiel, Xylophon, Tom Tom, Harfe und Klavier perkussiv umspielt, attackiert, umarmt. Schwere Schritte führen den ersten Satz in die Stille – und tauchen gemächlicher wieder auf für eine weite Traum- und Albtraumlandschaft. Der Kopfsatz hätte allein stehen können, aber Huber holt Details in den dritten, den finalen Satz herein. Martina Rifessers virtuose Harfenkunst ist brillant, aber sie fügt sich ganz in das Werk ein.

Dem neuen Harfenkonzert stellte Siessl vielsinnig Johannes Brahms’ Klavierkonzert Nr. 1 gegenüber, ließ sein Kammerorchester jugendlich pathetisch ausholen, toben, trotzen, träumen, und St. Blasius war wirklich gut. Michael Schöch ist auf der Suche nach dem jeweils idealen Klang und Ausdruck der Musik schon weit, dem Klavierpart entlockte er mit überlegener Technik die nötige Sperrigkeit, aber auch schweifende Sehnsucht. Schöchs Anschlag ist wunderbar, kann meißeln, leuchten und glitzern. (u.st.)