Drama am Gletscher

Schock in Osttirol: Chef der Alpinpolizei stirbt bei Bergeeinsatz

Das missglückte Hubschraubermanöver bei der Bergung eines im Großvenedigergebiet in eine Gletscherspalte gestürzten Slowaken kostete dem Chef der Osttiroler Alpinpolizei das Leben.

Von Claudia Funder

Prägraten – In Osttirol herrscht Entsetzen, Fassungslosigkeit und tiefe Trauer. Der bekannte und allseits geschätzte Chef der Alpinpolizei, Franz Franzeskon, ist nicht mehr. Ausgerechnet ein Mann, der bei unzähligen Einsätzen durch Kompetenz und Erfahrung glänzte, kam bei einem Bergeversuch auf äußerst tragische Weise ums Leben. Dem 52-Jährigen wurde ein missglücktes Hubschraubermanöver zum Verhängnis.

Am Sonntag in den frühen Vormittagsstunden war der Rettungshubschrauber „Martin 4“, eine im Bezirk stationierte Maschine des Salzburger Unternehmers Roy Knaus, im Venedigergebiet in den Bereich des „Rainer Törls“ gestartet. Ein Bergeversuch sollte fortgesetzt werden. Ein slowakischer Alpinist einer achtköpfigen Bergsteigergruppe war tags zuvor kopfüber rund 40 Meter in eine Gletscherspalte gestürzt.

13 Bergretter, zwei Mitglieder der alpinen Einsatzgruppe Lienz, ein Rettungshubschrauber und der Hubschrauber Libelle der BMI waren im Einsatz.

Das Unterfangen gestaltete sich für die Retter als extrem schwierig, die Bergung musste am Samstag bei Einbruch der Dunkelheit unterbrochen werden. Am Sonntag gegen 9 Uhr Früh wurde ein neuer Versuch gestartet. Unproblematisch erfolgten der erste Flug mit Helfern an Bord und ein Materialtransport. Der dritte Flug endete fatal. Beim Landemanöver kam es im Bereich des Rainer-Kees zum Unglück: Bei schlechter Sicht und starkem Südföhn geriet der Rettungshubschrauber in Turbulenzen. Der Pilot klinkte daraufhin das Tau, mit dem eine Dreiergruppe von Einsatzkräften - Alpinpolizist Franz Franzeskon und zwei Bergretter - transportiert wurden, aus, um einen Absturz zu verhindern. Die Männer prallten aus einer Höhe von mehreren Metern auf das Eis.

Franz Franzeskon verstarb noch am Berg. Die beiden Bergretter wurden verletzt auf dem Landweg geborgen und in das BKH Lienz geflogen. Sie befinden sich beide außer Lebensgefahr und sind ansprechbar.

Der Hubschrauberpilot wurde von der Polizei einvernommen. Er ist hauptberuflich bei der Austro Control als Fluginspektor beschäftigt, arbeitet seit einem halben Jahr nebenberuflich bei der Heli Austria und sei mit 2500 Flugstunden laut Roy Knaus als sehr erfahren einzustufen.

Knaus: „Firmenfremder Flughelfer“

Nicht nachvollziehbar ist für Knaus, warum ein „firmenfremder Flughelfer“ - Franz Franzeskon - bei der Dreiermannschaft dabei gewesen sei. Der eigentlich zum Hubschrauber gehörende Flughelfer habe, so der Heli-Austria-Chef, denselben Vornamen.

Nach Funkauskunft durch den Alpinpolizisten, die Maschine befinde sich fünf Meter über Grund, sei der Pilot tiefer gegangen und habe aufgrund der widrigen Sicht die Entscheidung getroffen, das Seil auszuklinken. „Schlimmeres“ sollte verhindert werden.

Die genauen Ursachen und Umstände sind nun Gegenstand von Ermittlungen. Auch, ob es zu den tödlichen Verletzungen des Alpinpolizisten Franz Franzeskon kam, weil die beiden Bergretter auf ihn gefallen sind, ist noch unklar.

Wann die Ergebnisse von Flugunfallkommission, Polizei und Staatsanwaltschaftvorliegen, steht noch nicht fest. Es könne, so Roy Knaus, mehrere Wochen dauern.

Mehr Informationen und Bilder zur Rettungsaktion am Großvenediger finden Sie hier: http://go.tt.com/IixnFb