Feine Töne vor dem Schlager

Das Westliga-Gipfeltreffen zwischen Anif und Wattens (1. Mai/17 Uhr) rückt unaufhaltsam näher. Die alten Spezln Michi Baur und Roli Kirchler zeigen sich gelassen.

Von Alex Gruber

Innsbruck –Dass Kreativperle­ Markus Obernosterer erst schwer verspätet die richtige­ Diagnose Kreuzbandanriss erhielt und Harald Cihak nach einem Muskelfaserriss und zu frühem Trainingsbeginn schon acht Wochen ausfällt, drückt Wattens-Coach Roli Kirchler, ohne Schuldige suchen zu wollen, auf den Nerv. Eine Meisterschaft wird mitunter ja auch von der Bank aus entschieden. Vielleicht­ sogar insbesondere­ ein Spitzenspiel wie jenes gegen­ Anif.

„Bis jetzt ist es gut gegangen. Ich hoffe aber nicht, dass uns die fehlenden Alternativen auf der Bank irgendwann auf den Kopf fallen“, kommt Kirchler kurz ins Grübeln. Die Liste der Langzeitverletzten (Samwald, Krismer, Obernosterer, Cihak) ist elitär und lang. Umso erfreulicher war auch wieder einmal der souveräne 4:0-Sieg gegen Pinzgau: „Wir sind gut drauf, dürfen­ in Anif aber nicht so viele Chancen vernebeln.“

Mit vier Punkten Vorsprung und der weitaus besten Defensive der Liga macht sich die WSG am Staatsfeiertag auf die Reise. Und mit der nötigen Gelassenheit, wie Kirchler nach der gestrigen Trainingseinheit meint: „Selbst wenn sie uns schlagen, bleiben wir vorne. Das ist beruhigend.“

Die Beziehung zu Anif-Coach Michael Baur, einem langjährigen Freund und Kollegen aus gemeinsamen glorreichen Tiroler Fußball-Tagen, wird durch das Titelduell überhaupt nicht belastet­. Zuletzt läutete der Roli am 16. April beim „Much“ an, um ihm zum 43. Geburtstag zu gratulieren. Und natürlich wurde da auch über die Westliga parliert: „Wir haben auch über unsere Mannschaften geredet. Wir sehen das alles ganz wertfrei. Man kennt sich ohnehin, aber große Geheimnisse plaudern wir nicht aus“, hält Kirchler fest.

Nach der 2:5-Niederlage in Dornbirn holten sich die Anifer mit dem 3:0-Sieg in Kufstein das Selbstvertrauen wieder zurück. „Nach dieser Partie bin ich wieder sehr positiv eingestellt. Wenn wir so spielen, können wir gegen Wattens sicher gewinnen“, ortet Baur wieder die nötige­ Aufbruchsstimmung. Obwohl an der Schlagerpartie aus Sicht der Salzburger das Etikett „Verlieren verboten“ klebt, versucht der Ex-Internationale den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen: „Ich will, dass sie dieser Situation­ mit Freude begegnen. Lieber habe ich den Druck im Titelkampf als gegen den Abstieg.“ Auch ein Ansatz.

Weil Baur WSG-Kapitän Alex Hörtnagl noch als Bundesliga-Mitspieler (Pasching) kennt und um die Torgefahr von Youngsters wie Simon Zangerl und Marco Hesina weiß, bricht kein großes Rätsel­raten mehr aus. Vielmehr freudiges Interesse: „Es wird eine absolute Top-Partie. Wattens ist uns von der Cleverness her überlegen, denn sie fallen selten um. Wir wollen­ ihnen aber die erste Saisonniederlage zufügen.“

Kufstein-Coach Thommy Silberberger lernte die Anifer Qualitäten bei der 0:3-Heimpleite hautnah kennen. Und obwohl er von einem schlechten Tag seiner Mannschaft sprach, ortete er genügend Potenzial, mit dem Anif Wattens wehtun kann: „Die Leihspieler von Red Bull wie Ramalho, Völkl oder Handle sind stark. Bammer ist ein Top-Westliga­stürmer, den Perlak kennt man ja auch“, spricht „Silbi“ von einem kompakten, spielstarken Team, das gegen die Festungsstädter auch torgefährliche Gesichter wie Celebic, Scherz und Mayer auf der Ersatzbank präsentierte.

Streiter vor Titel: In der Regionalliga Ost steht Michael­ Streiter als Trainer des SV Horn nach einem 4:0-Heimsieg über die Admira Amateure mit acht Punkten Vorsprung auf Parndorf sechs Runden vor Schluss vor dem Titel. Er wird in der Relegation­ Rolis oder Muchs Gegner.