UN-Missionschef Robert Mood in Damaskus eingetroffen
Mood forderte erneut ein vollständiges Ende der Gewalt. Damaskus wirft der Opposition Terror vor.
Damaskus - Der neu ernannte Leiter der UN-Beobachtermission in Syrien, der Norweger Robert Mood, ist am Sonntag in Damaskus eingetroffen. Entscheidend für den Erfolg der Beobachtermission sei ein vollständiges Ende der Gewalt „in allen ihren Formen und von allen Betroffenen“, sagte Missionssprecher Neeraj Singh in Damaskus. Wichtig sei es, rasch weitere Beobachter in Syrien zu stationieren.
Derzeit hält sich nur ein kleiner Voraustrupp von 15 UN-Vertretern in Syrien auf, um die Waffenruhe zu überwachen. Binnen eines Monats soll ihre Zahl auf 100 anwachsen, insgesamt sollen etwa 300 UN-Beobachter entsandt werden.
Der norwegische General Mood war am Freitag zum Chef der Beobachtermission ernannt worden. Kurz vor Eintreffen des Generals fielen am Sonntag nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte acht Menschen der anhaltenden Gewalt im Land zum Opfer, vier Zivilisten und vier Soldaten.
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon empfahl Mood als Mann, der über „langjährige Führungserfahrung“ und eine „breite Kenntnis von Friedensmissionen“ verfüge. Tatsächlich leitete Mood von 2009 bis 2011 die UN-Friedensmission zur Wahrung des Waffenstillstands im Nahen Osten (UNTSO). Dieser älteste Einsatz mit Mandat der Vereinten Nationen läuft bereits seit 1948. Schon in den 80er Jahren hatte Mood im Libanon Erfahrungen als Blauhelm-Soldat gesammelt. Außerdem gehörte er zwischen 1999 und 2002 zwei Mal der KFOR-Truppe im Kosovo an.
Damaskus kennt der 54-jährige Mood gut. Er hielt sich dort auf, um die Bedingungen für den von ihm geleiteten Voraustrupp der UN-Mission auszuhandeln. Vor wenigen Tagen nahm er dann an einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats teil. In einem Zeitungsinterview beklagte der General zuletzt einen „Abgrund von Misstrauen und Gewalt zwischen dem syrischen Regime und der Opposition“. Im Zusammenhang mit dem Sechs-Punkte-Plan des internationalen Syrien-Beauftragten Kofi Annan sagte Mood, dessen Umsetzung bedeute eine „Chance für das syrische Volk“.
Die libanesische Armee stoppte unterdessen ein aus Libyen kommendes Schiff mit Waffen für die syrische Protestbewegung und beschlagnahmte die Ladung. Die Besatzung sei am Sonntag zu dem Vorfall befragt worden, erklärten die libanesischen Behörden.
Das unter der Flagge Sierra Leones fahrende Schiff war nach Angaben libanesischer Sicherheitskreise in Libyen aufgebrochen und wurde nach einem Zwischenhalt im ägyptischen Alexandria im Hafen von Selaata nahe der libanesischen Hauptstadt Beirut gestoppt. An Bord hatte es Maschinengewehre, Granaten, Raketen, Raketenwerfer und Sprengstoff.
Die syrischen Behörden hatten bereits wiederholt erklärt, dass Waffen vom Libanon aus an die syrische Protestbewegung geschmuggelt würden. Am Samstag schrieb die Regierungszeitung „Tishreen“, UN-Generalsekretär Ban vermeide es, die Gewalttaten der „bewaffneten Banden“ zu thematisieren und mache „wie immer“ allein die syrische Regierung verantwortlich. Damit ermutige er diese Gruppen, weitere „Terrorakte“ zu begehen.
Am Sonntag schrieben die Staatsmedien, das Terrornetzwerk Al-Kaida stehe hinter den Anschlägen, die in den vergangenen Monaten vor allem in Damaskus und Aleppo begangen wurden. „Diese Terrorakte werden vom Westen, Ländern in der Region und einigen arabischen Ländern unterstützt und finanziert, um den Plan der UNO und seines Gesandten Kofi Annan zum Scheitern zu bringen“, schrieb die Zeitung „Al-Thawra“. Das russische Außenministerium forderte eine „entschiedene Zurückweisung der Terroristen in Syrien“ und forderte alle Seiten auf, jegliche Unterstützung für die Rebellen zu verhindern.
Trotz einer seit mehr als zwei Wochen offiziell geltenden Waffenruhe halten die Kämpfe in Syrien an. Ban hatte Damaskus zuletzt „Verstöße“ gegen die Waffenruhe vorgeworfen. (APA/AFP)