Boden-Luft-Raketen auf Londoner Wohnblock für Olympia-Sicherheit
Die 700 Bewohner des Wohnkomplexes wurden von der Regierung per Flugblatt informiert, dass auf dem Dach ihres Hauses künftig Raketen stationiert werden.
London - Boden-Luft-Raketen auf einem Wohnblock sollen die Olympischen Spiele im Sommer in London vor Terrorangriffen schützen. Das wurde am Sonntag in London bekannt. Die 700 Bewohner des Wohnkomplexes wurden von der Regierung per Flugblatt informiert, dass auf dem Dach ihres Hauses künftig Raketen stationiert werden.
Die Raketen würden aber nur als „letztes Mittel“ abgefeuert, heißt es nach Angaben eines Anrainers in dem Flyer, den das Verteidigungsministerium herausgeben hat. Die BBC zeigte am Sonntag einen Abschnitt des Flugblattes. Darin heißt es unter anderem: „Das System dient dazu, den Luftraum zu überwachen und darf nur auf ausdrücklichen Befehl der höchsten Regierungsebenen aktiv in Gebrauch genommen werden, als Antwort auf eine extreme Sicherheitsbedrohung.“
Dem Anrainer zufolge sollen während der Spiele ständig mindestens zehn Soldaten in dem Gebäude sein. Es handle sich um gut ausgebildete Leute, heißt es in dem Flyer weiter. Die Anwohner bräuchten sich nicht bedroht fühlen. Sie würden durch die Raketen nicht selbst zu einem Ziel terroristischer Angriffe. Das Waffensystem soll auf dem ehemaligen Wasserturm des Gebäudes aufgestellt werden.
In dem Wohnblock im Stadtteil Bow leben nach Angaben des Bewohners derzeit 700 Menschen. „Ich habe nachgeschaut, was das für Raketen sind und ich glaube nicht, dass es das ist, was man über einer Wohngegend abfeuern kann“, sagte der 28 Jahre alte Brian Whelan, der in dem Wohnkomplex lebt, der Nachrichtenagentur PA. „Das ist total unpassend.“
Die örtliche Labour-Abgeordnete Rushana Ali betonte in der BBC, allem Anschein nach gab es von Regierungsseite keine ausreichenden Vorgespräche. „Ich werde die Regierung um eine Erklärung bitten, warum dies nicht passiert ist“, sagte sie. Das Verteidigungsministerium müsse sich die Sache noch einmal ansehen.
Die Raketen sind nach früheren Angaben des Verteidigungsministeriums Teil des Sicherheitskonzeptes für die Spiele. Unter anderem werden auf der Themse und an der englischen Kanalküste auch zwei Kriegsschiffe festmachen. Mehr als 10.000 Soldaten sind im Einsatz und damit deutlich mehr als im Afghanistan-Krieg.
Sicherheitsvorkehrungen sind seit der blutigen Geiselnahme von israelischen Sportlern bei den Olympischen Spielen 1972 in München ein Schlüsselanliegen der Veranstalter des Sportereignisses. Im Juli 2005, einen Tag nach Bekanntgabe der Vergabe der Spiele an London, wurden in der britischen Hauptstadt bei Selbstmordanschlägen auf U-Bahnen und einen Bus 52 Menschen getötet. (APA/dpa/AFP)