Melzer rätselte nach Paris-Aus über körperlichen Zustand
„Ich weiß nicht, warum ich so müde bin und so einbreche“, sagte Österreichs Tennis-Nummer-Eins.
Paris - Jürgen Melzer war es ein Rätsel. Endlich hatte er die Probleme mit seiner Hüfte in den Griff bekommen, dann verließen ihn in der ersten French-Open-Runde in Paris völlig die Kräfte. Der 31-jährige Niederösterreicher musste am Pfingstsonntag eine 2:0-Satzführung gegen den Außenseiter Michael Berrer (GER) aus der Hand geben und sich letztlich nach 3:42 Stunden in fünf Sätzen beugen. Schon bei 5:3 im zweiten Satz, erzählte er später, hatte er völlig ungewöhnlich für ihn erste Krämpfe bekommen.
„Was für mich das größte Rätsel ist: Da waren gerade einmal rund eineinhalb Stunden gespielt. Warum ich so müde bin und so einbreche, keine Ahnung“, sagte Melzer, der an und für sich über eine ausgezeichnete Grundfitness verfügt. Selbst die zweiwöchige Pause wegen der Hüftverletzung wollte er da nicht geltenlassen. „Ich sollte zumindest zwei Sätze spielen können, das ist komisch. So schnell baut der Körper auch nicht ab.“
Selbst im Schlagarm und über dem rechten Hinterteil bekam Melzer in der Folge Krämpfe. „Schade darum, wenn ich halbwegs weiterspielen kann, gewinne ich die Partie.“ So beging Melzer aber u.a. auch für ihn völlig unübliche 13 Doppelfehler. „Das Aufschlagen ist mit Krämpfen schwieriger als das Retournieren“, erklärte der vierfache Turniersieger.
Durchaus möglich, dass der Hund doch anderswo begraben liegt. „Es ist kurios, ich war schon am Anfang der Sandplatzsaison in Monte Carlo relativ kaputt. Da haben wir einen Bluttest gemacht und es waren erhöhte Werte, aber nichts Akutes“, sagte Melzer. Auch im Hinblick auf ein im Tennis-Circuit kursierendes Pfeiffer‘sches Drüsenfieber wurde er durchgecheckt, es wurde aber kein Hinweis darauf gefunden.
Noch vor zwei Jahren hat Melzer in Roland Garros den tollen Lauf ins Halbfinale geschafft, nun muss er nach dem Zweitrunden-Aus im Vorjahr heuer schon nach seinem ersten Auftritt im Einzel zuschauen. „Ich bin niemand, der großartig in der Vergangenheit lebt. Klar war das Halbfinale super, aber die Niederlage jetzt tut weh. Egal, wie sie zustande gekommen ist.“
Nun will Melzer, der das Doppel in Paris aber noch spielen will, den vollen Fokus auf die Rasensaison und vor allem Wimbledon und Olympia in Wimbledon legen. „Ich habe jetzt vier Wochen bis Wimbledon. Bis dahin will ich schauen, dass ich wieder bei Kräften bin und wieder normal trainieren kann.“ Auf dem Weg nach London hat Melzer die Turniere in Halle und Hertogenbosch eingeplant.
Eine Rasensaison, die aus vielen Gründen ganz anders wird. „Ich habe in den letzten zwei Jahren keine volle Rasensaison gehabt, weil ich immer nur Wimbledon gespielt habe.“ Diesmal könnte es sogar nahezu eine Zwei-Monate-Saison auf dem grünen Untergrund werden. „Es kann sogar sein, dass ich gar kein Turnier dazwischen spiele und mich voll auf die Olympischen Spiele konzentriere.“ Hamburg steht dazwischen auf seinem Plan, eventuell sagt Melzer aber ab.
Apropos Olympia: Zwar pfeifen es die Spatzen schon von den Dächern, aber noch will Melzer seinen Doppelpartner nicht nennen. Die Chancen für den Wiener Alexander Peya stehen gut. Melzer: „Es wird erst nach Paris bekanntgegeben, aber wer 1:1 zusammenzählen kann. Eine endgültige Entscheidung steht aber nicht.“ An einen Mixed-Einsatz mit Tamira Paszek glaubt er nicht, weil das Duo zusammen gar nicht in den Hauptbewerb kommen würde, glaubt der Weltranglisten-32. „Mimi hat leider nicht das Ranking.“
Jedenfalls wünscht er sich, dass das zweite Halbjahr 2012 besser verläuft als das erste. Obwohl Melzer mit dem ATP-500-Turniersieg in Memphis und dem Davis-Cup-Viertelfinale durchaus schon schöne Erfolge stehen hat. Am wichtigsten ist freilich die Gesundheit, die zuletzt immer wieder angegriffen war. „Ob das jetzt wegen des Alters ist, oder ob es Pech ist, weiß man nicht. Ich habe vorher nie etwas gehabt, jetzt habe ich ein Scheißjahr gehabt, was das angeht.“
Andererseits zeigten sich doch auch die Jahre auf der Tour. „Man wird halt nicht jünger. In 15 Jahren Leistungssport nimmt man halt dem Körper auch einiges ab, aber es werden immer wieder Sachen kommen.“ An ein Karriere-Ende denkt er allerdings noch nicht. „Ich glaube, dass ich noch zwei, drei Jahre auf dem Niveau Einzel spielen kann. Was dann ist, wird man sehen.“ (APA)