Weltpolitik

Stichwahl zwischen Morsi und Shafik in Ägypten

In Ägypten kämpfen ein Islamist und ein Mann des ehemaligen Regimes des gestürzten Präsidenten Mubarak in der Stichwahl am 16. und 17. Juni um das höchste Staatsamt. In der ersten Runde der Präsidentenwahl lag Mohammed Mursi, der Kandidat der Muslimbruderschaft, mit knapp 5,8 Millionen Stimmen vorne. Mubaraks letzter Ministerpräsident Shafik kam mit 5,5 Millionen Stimmen auf den zweiten Platz.

Die Wahlkommission wies am Montag die Anfechtungen der Wahl, deren Beteiligung bei 46 Prozent lag, von fünf unterlegenen Kandidaten als „grundlos“ ab. Die Beschwerdeführer hatten Verstöße gegen die Wahlordnung sowie unstatthafte Wählerbeeinflussungen und massiven Stimmenkauf zur Sprache gebracht.

Unter den Beschwerdeführern gegen den ersten Wahlgang war der linke Kandidat Sabbahi, der mit 4,8 Millionen Stimmen überraschend auf dem dritten Platz gelandet war. Er beanstandete auch, dass Shafik eigentlich von der Wahl hätte ausgeschlossen werden müssen. Er berief sich darauf, dass die Wahlordnung vorsieht, dass Vertreter des alten Regimes nicht wählbar sind.

Der gemäßigte Islamist und Ex-Muslimbruder Abul Futuh, dessen Beschwerde von der Wahlkommission ebenfalls abgewiesen wurde, sagte in Kairo, die Wahl sei „nicht sauber“ gewesen. Abul Futuh, den Meinungsforscher vor der Wahl als Favoriten gehandelt hatten, kam mit knapp 4,1 Millionen Stimmen nur auf den vierten Platz.

Die beiden Bestplatzierten brachten sich bereits für das Finish in Stellung. „Ich verspreche allen Ägyptern eine neue Ära“, erklärte Shafik am Samstag in Kairo. Die Muslimbruderschaft umwarb indes einige der in der ersten Runde unterlegenen Kandidaten. Sabbahi und Abul Futuh erklärten, in keinerlei Verhandlungen mit den Muslimbrüdern zu stehen.

Aktivisten der Aufstandsbewegung, die den Sturz Mubaraks bewirkt hatte, zeigten sich bitter enttäuscht über einen Wahlausgang, der den Bürgern nur noch die Wahl zwischen einem Mubarak-Mann und einem frommen Islamisten belässt. Gegenüber dem Ex-Regime-Mann Shafik betrachten sie Mursi ihn als das „geringere Übel“.