UNICEF-Studie: Millionen Kinder leben in reichen Ländern in Armut
13 Millionen Mädchen und Buben leiden in der EU an Entbehrungen. In Österreich wachsen 7,3 Prozent der Kinder unterhalb der Armutsgrenze auf.
Wien – Ein neuer Unicef-Report enthüllt das Ausmaß von Entbehrungen und Armut bei Kindern in den wirtschaftlich am höchsten entwickelten Ländern: Etwa 13 Millionen Kinder in der Europäischen Union (plus Norwegen und Island) leiden an Entbehrungen und 30 Millionen Kinder in 35 OECD-Staaten leben in Armut, hieß es in einer Aussendung am Dienstag.
Die Studie „Kinderarmut messen - Neue Ranglisten der Kinderarmut in den reichsten Ländern der Welt“ analysierte Kinderarmut in OECD-Ländern unter zwei unterschiedlichen Aspekten. Zum einen wurden erstmals anhand eines Deprivationsindex Entbehrungen von Kindern verglichen. Dieser Index umfasst 14 Punkte, die von drei täglichen Mahlzeiten bis hin zu einem ruhigen Platz für Hausaufgaben reichen. Rund 13 Millionen Kinder (etwa 15 Prozent) in 29 Industrieländern entbehren mehr als zwei dieser grundlegenden Punkte.
Obwohl die höchsten Entbehrungsraten in ärmeren Staaten Europas wie Rumänien, Bulgarien und Portugal zu finden sind, wiesen auch einige reichere Länder wie Frankreich oder Italien Raten über zehn Prozent auf. In Österreich müssen 8,7 Prozent der Kinder auf mindestens zwei der als notwendig erachteten Punkte verzichten. Nur Dänemark, Finnland, Island, Holland Norwegen und Schweden weisen einen Index von weniger als drei Prozent auf.
Zum zweiten wurde der Prozentsatz der Kinder, die unterhalb der nationalen Armutsgrenze leben, untersucht. Rund 30 Millionen Kinder in insgesamt 35 OECD-Staaten wachsen nach dieser Definition in relativer Armut auf. Island, Finnland, Norwegen, die Niederlande, Zypern und Slowenien schnitten mit Armutsraten unter sieben Prozent am besten ab, dicht gefolgt von Österreich und Schweden mit 7,3 Prozent. Schlusslicht waren Rumänien und die USA. Dort liegt die Quote relativ armer Kinder deutlich über 20 Prozent.
Lebensumstände wie Arbeitslosigkeit der Eltern, Alleinerzieherhaushalte, geringer Bildungsstand der Eltern und Migrationshintergrund können die Situation der Kinder verschärfen. Laut Report sind Kinder, die an Entbehrungen und sozialer Ausgrenzung leiden, das Resultat falscher Politik. Es gebe einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Ausgaben und Resultaten, hieß es: Länder wie Frankreich, Schweden und Großbritannien geben doppelt soviel Geld, Steuererleichterungen und Leistungen für Kinder und Familien verglichen mit Ländern wie Italien, Spanien und Schweiz. „Regierungen müssen im besten Interesse der Kinder handeln und ihre Rechte umsetzen und schützen“, so Alexander Schwentner, Kinderrechtsexperte von Unicef Österreich. (APA)