Regierung berät mit Gewerkschaften und Arbeitgebern
Der sozialistische Premierminister Jean-Marc Ayrault hat am Dienstag den Dialog über sozialpolitische Reformvorhaben begonnen.
Paris – Die neue französische Regierung unter dem sozialistischen Premierminister Jean-Marc Ayrault hat am Dienstag mit ihrem Sozialdialog begonnen, der einen möglichst breiten Konsens mit Gewerkschaften und Arbeitgebern für Reformprojekte schaffen soll. Ayrault empfing zunächst den Chef des größten Gewerkschaftsbundes CFDT, Francois Chérèque. Danach standen weitere Treffen mit Gewerkschaftschefs und der Vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes MEDEF, Laurence Parisot, auf der Tagesordnung.
Nächste Woche sollen dann auf einer gemeinsamen Konferenz die Themen für den großen Sozialgipfel festgelegt werden, zu dem der sozialistische Staatspräsident Francois Hollande noch vor Mitte Juli einladen will. Umstritten ist zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern insbesondere die Rückkehr zur Rente mit 60 für diejenigen, die 41 Jahre Beiträge gezahlt haben, und eine Anhebung des Mindestlohns SMIC. Bei der Rente fordern die Gewerkschaften, auch die Zeiten ohne Arbeit als Beitragsjahre anzurechnen.
Arbeitgeberchefin Laurence Parisot hält es ihrerseits für „völlig unvernünftig“, die Beiträge um 0,1 Prozent anzuheben, um das frühere Pensionsantrittsalter zu finanzieren. Das Rentenalter war erst vor eineinhalb Jahren unter dem konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy von 60 auf 62 Jahre angehoben worden. Auch die von den Gewerkschaften geforderte deutliche Anhebung des Mindestlohnes wäre laut Parisot „keine gute Nachricht für den Arbeitsmarkt“.
Die Gewerkschaften wollen außerdem die Lage in den Unternehmen ansprechen, die von Schließung bedroht sind. Laut der Gewerkschaft CGT sollen in den kommenden Wochen 46 größere Unternehmen in Frankreich umstrukturiert oder ganz geschlossen werden. Dadurch könnten 46.000 Arbeitsplätze wegfallen. Große Unternehmen wie die Fluggesellschaft Air France räumten bereits ein, dass sie Stellen abbauen müssten, nannten aber noch keine Zahlen. (APA/AFP)