Beschwerden bei Mobilfunkern

Telefon-Ärger legte um ein Viertel zu

Die österreichischen Telefonanbieter, allen voran A1, mussten sich 2011 insgesamt knapp 5500 Beschwerden stellen. Heuer soll es durch neue Regeln bei der Kostenbeschränkung weniger Konfliktpotenzial geben.

Innsbruck, Wien –Gerhard Goldner traute seinen Ohren nicht: Der Rumer Kunde des Mobilfunkanbieters A1 war im März 2012 aufgefordert worden, eine Rechnung in Höhe von 106 Euro zu bezahlen – diesen Betrag hatte Goldner jedoch schon im Februar dieses Jahres überwiesen. Als Goldner daraufhin die kopierte Rechnung samt dem Einzahlungsbeleg per Einschreiben an A1 schickte, bekam er zur Antwort, dass der eingeschriebene Brief bei A1 nie angekommen sei. Goldner ging zur örtlichen Post, wo sich herausstellte, dass man bei A1 die Einzahlbeträge sehr wohl übernommen hatte. Nachdem ihm zwischenzeitlich der Mobilfunkanschluss gesperrt wurde, suchte Goldner bei der Arbeiterkammer Tirol (AK) Rat. Mithilfe der AK konnte der Streit dann doch geklärt werden: „Ich fühlte mich von A1 auf den Arm genommen“, resümiert Gerhard Goldner über den ärgerlichen Vorfall.

Wie dem Tiroler Kunden ergeht es immer mehr Menschen in Österreich: Mit dem Wachstum des heimischen Mobilfunk-Marktes nehmen die Beschwerden bei der Schlichtungsstelle der Telekom-Regulierungsbehörde RTR empfindlich zu. An die RTR wurden im Vorjahr 5470 Streitfälle herangetragen, das waren um knapp ein Viertel mehr als im Jahr davor. Rund 13 % der Verfahren betrafen dabei die Festnetz-Telefonie, 87 % entfielen auf Probleme im Bereich Mobilfunk. In 42 % aller Streitfälle ging es um mobile Datendienste. Auch der Konsumentenschutz der Tiroler AK befand sich im Dauereinsatz, erklärt Rechtsberater Andreas Oberlechner: „Im Bereich Telekommunikation gibt es die meisten Beschwerden.“

Laut RTR-Chef Georg Seren­tschy fällt auf, dass es von 2010 auf 2011 einen ganz massiven Anstieg, nämlich auf 40 %, bei der A1 Telekom gegeben hat. „T-Mobile war traditionell hoch, kann aber einen leichten Rückgang verzeichnen.“ 32 % der Verfahren betreffen T-Mobile. Ganz besonders erfreulich sei die Entwicklung bei Orange – schon 2010 sei bei dem Mobilfunkanbieter die Anzahl der Schlichtungsfälle gering gewesen, sie habe sich im Jahr 2011 noch einmal halbiert, sagt Serentschy. Bei Hutchison gab es einen deutlichen Anstieg. Allerdings: Vergleicht man die Zahl der Schlichtungsverfahren mit den Marktanteilen, entsprechen die Streitfälle bei der Telekom und T-Mobile ziemlich genau deren Marktanteilen. „Bei Orange und Hutchison ist es genau umgekehrt, Orange ist hier positiv hervorzuheben“, sagt Serentschy. Wann eine Entscheidung über die geplante Fusion der Mobilfunk-Betreiber Hutchison 3G und Orange fallen wird, ist nach Ansicht Serentschys völlig offen: „Ich habe da überhaupt keine Indikatoren.“

Die Kulanzbereitschaft der Mobilfunker gegenüber ihren Kunden ist laut Serentschy indes sehr unterschiedlich ausgeprägt. „Sowohl A1 als auch T-Mobile sind als eher kulant einzustufen. Besonders wenig kulant ist Hutchison.“ Der durchschnittliche Streitwert, der 2011 an die RTR herangetragen wurde, betrug 611 Euro, 52 % der Fälle führten zu einer Einigung. Neben den vielen typischen habe es auch ein paar „ausgefranste­ Fälle“ gegeben, berichtete­ Serentschy. Die höchste Streitsumme betrug 106.000 Euro bei einem größeren Unternehmen. Im Privatbereich gab es einen Datendienstfall mit rund 14.000 Euro. Seren­tschy erwartet heuer jedoch einen spürbaren Rückgang von Beschwerden zu mobilen Datendiensten. Mit der RTR-Kostenbeschränkungsverordnung, die seit 1. Mai in Kraft ist, sollten schockierende Rechnungen der Vergangenheit angehören – damit werden 60 Euro als Obergrenze für das Überschreiten der Datenvolumina für mobiles Internet im Inland vorgeschrieben. Was die Gebühren für Telefonate im Ausland betrifft, sollen ab 2014 die Preise von derzeit 39 Cent auf höchstens 24 Cent reduziert werden. Außerdem hat die EU-Kommission Preis-obergrenzen für den Zugriff auf das Internet festgelegt, je Megabyte Daten sollen die Betreiber ab Mitte 2012 maximal 90 Cent berechnen dürfen. (cs, APA)