Immer weniger Zustimmung zur EU-Integration
Von fünf untersuchten großen Ländern der Eurzone gab nur in Deutschland eine klare Mehrheit der Bevölkerung (59 Prozent) an, die europäische Integration habe ihre nationale Wirtschaft gestärkt.
Brüssel – Europas Bürger sind mehr und mehr der Ansicht, dass die Wirtschaft ihres Landes durch die europäische Integration geschwächt wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, die am Dienstag in Brüssel präsentiert wurde. Von fünf untersuchten großen Ländern der Eurzone gab nur in Deutschland eine klare Mehrheit der Bevölkerung (59 Prozent) an, die europäische Integration habe ihre nationale Wirtschaft gestärkt.
Dagegen zeigten sich klare Mehrheiten in Italien (61 Prozent), Frankreich (63 Prozent), Griechenland (70 Prozent) sowie in den Nicht-Euro-Ländern Tschechien (59 Prozent) und Großbritannien (61 Prozent) von Befragten, die eine Schwächung ihrer nationalen Wirtschaft durch die EU sehen. Im Jahr 2009 hatte nur eine Mehrheit der Franzosen und Briten eine entsprechende Ansicht geäußert, allerdings in einem geringeren Ausmaß als heute. In Polen ist derzeit nicht einmal jeder Dritte (29 Prozent) der Meinung, dass die heimische Wirtschaft von der EU geschwächt würde, in Spanien ist die Bevölkerung in dieser Frage gespalten.
Deutschland sieht Vorteile
In den untersuchten acht Ländern weist Deutschland die höchste Zustimmung (65 Prozent) zur EU-Mitgliedschaft des eigenen Landes auf. Nur noch etwa die Hälfte der Spanier (54 Prozent), der Franzosen und Polen (je 48 Prozent) halten die EU-Mitgliedschaft ihres Landes für eine gute Sache. Nur 34 Prozent der Tschechen, 37 Prozent der Griechen und 45 Prozent der Briten haben eine positive Sicht der EU. Die Politik der Europäischen Zentralbank wird von 80 Prozent der Griechen negativ gesehen, in Deutschland von 51 Prozent und in Frankreich von 53 Prozent der Befragten.
71 Prozent der Griechen wollen Euro behalten
In allen fünf untersuchten Euro-Ländern will aber eine Mehrheit den Euro behalten, so etwa 71 Prozent in Griechenland, 69 Prozent in Frankreich, 66 Prozent in Deutschland, 60 Prozent in Spanien und 52 Prozent in Italien. Für eine Rückkehr zur Lire sprechen sich immerhin 40 Prozent der Italiener aus.
Die Umfrage zeigt außerdem, dass Deutsche als die fleißigsten und Griechen, Italiener und Spanier als die faulsten Arbeiter in der EU gesehen werden. Im Schnitt gaben 64 Prozent der Befragten an, die Deutschen würden am härtesten arbeiten. 48 Prozent nannten die Griechen als Bevölkerung, die am wenigsten hart arbeiteten, 36 Prozent die Italiener und 29 Prozent die Spanier. Am korruptesten wurde im Schnitt Italien beurteilt: 52 Prozent sehen das Land als korrupt an.
Für die Umfrage des „Pew Research Center“ wurden im März und April jeweils rund 1000 Personen in Großbritannien, Tschechien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Polen und Spanien befragt. (APA)